Gaza/Tel Aviv. Der Schlagabtausch zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas wird immer härter. Nach heftigen Luftangriffen Israels kündigte die radikalislamische Organisation am Montag Rache für den Tod von neun Menschen an.

Im Streit um das richtige Vorgehen angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt im Konflikt mit den Palästinensern brach der israelische Außenminister Avigdor Lieberman das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud.

Am Montagnachmittag griff die israelische Luftwaffe erneut Ziele im Norden des Gazastreifens an. Seit Mitternacht seien in Israel 33 Raketen und Mörsergranaten eingeschlagen, teilte die Armee mit. Das israelische Sicherheitskabinett versammelte sich zu einer weiteren Dringlichkeitssitzung.

Die Nachrichtenagentur Maan berichtete am Montag, sieben der im Gazastreifen Getöteten seien Mitglieder des bewaffneten Flügels der radikalislamischen Hamas. Sechs von ihnen seien beim Bombardement eines Tunnels im Grenzgebiet zu Ägypten ums Leben gekommen. Nach israelischer Darstellung handelte es sich um einen "Arbeitsunfall" - der Tunnel sei von allein eingestürzt.

Die Luftschläge sind eine Reaktion Israels auf Dutzende Raketen, die militante Palästinenser seit Tagen auf israelische Ortschaften abfeuern. Auslöser für die neuen Spannungen waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Teenagern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In letzterem Fall hat die israelische Polizei sechs jüdische Tatverdächtige festgenommen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach dem Vater des jungen Arabers am Montag sein Beileid aus. Er selbst und die Bürger Israels seien "tief erschüttert von dem abscheulichen Mord" an dem 16-Jährigen. Die Leiche von Mohammed Abu Chedair war am Mittwoch in einem Wald bei Jerusalem gefunden worden. Ein vorläufiger Autopsiebericht ergab nach palästinensischen Angaben, dass er bei lebendigem Leibe verbrannte.

Bei den festgenommenen Tatverdächtigen handele es sich um eine "Zelle von Mitgliedern des ultrarechten Lagers", berichtete der israelische Rundfunk am Montag unter Berufung auf Polizeikreise. Man gehe jedoch nicht von einer organisierten Terrorzelle aus. Tatmotive seien offenbar Hass auf Araber und Rache für den Mord an den israelischen Teenagern.

Angesichts der Gewalt wächst die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg sowie einem neuen Palästinenseraufstand. Der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri beschrieb die israelischen Luftangriffe als "schwerwiegende Eskalation". Suhri drohte: "Der Feind wird den Preis zahlen." Hamas hat bereits gedroht, man werde "neue Ziele" in Israel angreifen. Bei dem letzten großen Schlagabtausch im November 2012 hatte Hamas auch die israelischen Großstädte Tel Aviv und Jerusalem angegriffen.

Außenminister Lieberman sagte, Hintergrund seines Bruchs mit Netanjahu seien "tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten". Lieberman hat Netanjahus Vorgehen gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas als zu zögerlich kritisiert. Er fordert eine breite Militäroffensive in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer.

"Die Realität, in der wir leben, mit Hunderten von Raketen, die eine Terrororganisation zur Verfügung hat und die jederzeit entscheiden kann, wann sie sie einsetzen will, ist unerträglich", sagte Lieberman. "Ich verstehe nicht, worauf wir warten."

Seine Fraktion wolle in der Koalition bleiben, betonte Lieberman gleichzeitig. Die beiden Politiker hatten das Bündnis vor den Wahlen im Januar 2013 geschlossen. "Der Pakt hat bei den Wahlen und nach den Wahlen nicht funktioniert", sagte Lieberman.

Nach dem Bruch bleiben dem Likud nur noch 20 von insgesamt 120 Mandaten im Parlament, Israel Beitenu verfügt über 11 Mandate. Der Likud hat damit nur noch einen Sitz Vorsprung gegenüber der Zukunftspartei von Finanzminister Jair Lapid.