Berlin. Die Personalie ist heikel. Ministerin Ursula von der Leyen will die Unternehmensberaterin Katrin Suder (42) als Staatssekretärin auf einem der mächtigsten Posten im Ministerium installieren. Von Rüstung und Militär versteht die Kandidatin bisher zwar wenig - sie gilt aber als extrem effizient.
Als wäre es nur ein Rechtschreibfehler! Wer den Begriff „Staatssekretärin im Verteidigungsministerium“ in die Internetsuchmaschine Google eingibt, dem wird automatisch vorgeschlagen, nach „Staatssekretär“ zu suchen. Es ist ein Novum, was die CDU-Ressortchefin Ursula von der Leyen vorhat.
Eine Frau soll dem Vernehmen nach Rüstungsstaatssekretärin werden und damit einen der mächtigsten Posten besetzen: Katrin Suder, 42, eine Physikerin, die auch Theaterwissenschaften studiert hat und seit fast 15 Jahren bei der Unternehmensberatung McKinsey arbeitet. Die Personalie ist heikel – am wenigsten für Suder, mehr für McKinsey, aber vor allem für Ursula von der Leyen.
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Seit einem halben Jahr ist sie jetzt Verteidigungsministerin und machte bisher Schlagzeilen, weil sie der Bundeswehr ein soziales Profil verschaffen will: Kinderbetreuung ausbauen, Teilzeit- und Heimarbeit ermöglichen, Soldaten seltener versetzen. Doch die erst vor wenigen Tagen vorgestellte Attraktivitätsoffensive schmäht mancher als „Schöner Wohnen für Kasernen“. Harald Kujat, einst Generalinspekteur der Bundeswehr, sagte, von der Leyen habe „ganz offensichtlich keine Ahnung vom Militär.“
Die Ministerin hat es schwer im „Männerbund“ Bundeswehr
Von der Leyen hat keinen leichten Stand im Bendlerblock, dem Sitz des Ministeriums in Berlin. Die Bundeswehr ist nach wie vor ein Männerbund, im Ressort gelten Hierarchien besonders viel, Abzeichen auch. Den Mitarbeitern wird nachgesagt, ihnen sei es eigentlich egal, wer unter ihnen Minister ist. CDU-Mann Thomas de Maizière – von der Leyens Amtsvorgänger - warf ihnen öffentlich vor, ihn unzureichend informiert zu haben. Ihn hätte da die Pleite der Überwachungsdrohne Euro Hawk fast den Job gekostet.
Der Kampfjet Eurofighter, das Raketenabwehrsystem Meads, der Hubschrauber NH90 – sie alle sind durch Pannen belastet und Skandal trächtig. Von der Leyen versetzte den Hauptverantwortlichen, den Rüstungs-Staatssekretär Stéphane Beemelmans. schon im Februar in den einstweiligen Ruhestand. Den zuständigen Abteilungsleiter entließ sie auch. Zugleich versprach sie, das Milliarden Euro schwere Rüstungswesen neu zu ordnen. Zur Zeit sieht es danach aus, als würde sich allein daran entscheiden, ob sie als erfolgreich gelten wird.
Tadelloser Lebenslauf und der Ruf, hochprofessionell zu sein
Bei den Haushaltsverhandlungen wurden ihr letzte Woche in letzter Minute nochmal 400 Millionen Euro aus dem Budget gestrichen. Offenbar halten es selbst die Kollegen aus der Regierungsfraktion nicht für sicher, dass sie die Pannen-Projekte schnell unter Kontrolle bekommt und das Geld ausgeben wird. Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Kahrs, sagte: „Die haben ihren Geschäftsgang nicht so ganz im Griff“. Der CDU-Haushaltsexperte Norbert Barthle sprach derweil etwas vorsichtiger von „absehbaren Verzögerungen im Rüstungsbereich“.
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Lange suchte von der Leyen nach der „Geheimwaffe. So nennen einige die parteilose Suder jetzt. Ihr Lebenslauf jedenfalls ist tadellos. Die Frau - Brille, streng gescheiteltes langes Haar - leitet das Berliner Büro der Unternehmensberatung und verantwortet den öffentlichen Sektor. Der Mutter zweier Kinder, die mit einer Frau in Berlin zusammen lebt, wird nachgesagt „hochprofessionell und arbeitswütig“ zu sein. Ihre Schwerpunkte: Telekommunikation, Software und IT-Dienstleistungen.
Nur: In der Rüstungspolitik hat sie sich noch keinen Namen gemacht. Der Spruch „Man muss nichts im Leben fürchten, nur verstehen“ hängt zwar über ihrem Schreibtisch, schrieb die BamS. Wechselt sie diesen Schreibtisch, wird sie aber nicht nur verstehen, sondern auch kämpfen müssen.
Mit ihrer Homosexualität geht die parteilose Katrin Suder offen um
Mit ihrer Homosexualität geht sie offen um. Sie moderierte zum Beispiel schon Veranstaltungen für den Verein Lesbenfrühling. Für das Verteidigungsministerium ist das eine kleine Revolution. Von der Leyen kennt Suder aus ihrer Zeit als Arbeitsministerin. Damals fertigte sie für McKinsey eine Studie zum Fachkräftemangel an.
Suders bisheriger Arbeitgeber ist gut im Geschäft. Er konnte sich bisher auch gute Chancen ausrechnen, für einen 400.000 Euro-Auftrag im Verteidigungsressort. Von der Leyen will die Pannen-Projekte ausgiebig von externen Beratern durchleuchten lassen. Doch McKinsey kann sich den Auftrag vermutlich abschminken, wenn Suder Staatssekretärin wird. Sie gab selbst das Angebot ab.
Das Verteidigungsministerium hat die Personalie bisher weder bestätigt noch dementiert. Es erklärte nur: Die Entscheidung findet „zum Sommer“ statt.