Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat ihre Pläne für attraktivere Arbeitsplätze bei der Bundeswehr gegen massive Kritik verteidigt. Ihren Kritikern hielt sie entgegen, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr hänge auch davon ab, dass ihr nicht die “qualifizierten Menschen“ ausgingen.
Wegen ihrer "Attraktivitäts-Agenda" für die Bundeswehr steht Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen seit Tagen in der Kritik. Trotzdem will sie ihr Vorhaben durchziehen. Die Bundeswehr befinde sich durch die Abschaffung der Wehrpflicht in einem harten Wettbewerb um guten Nachwuchs, sagte von der Leyen am Mittwoch in Berlin.
"Gerade, weil wir viel von den Soldaten und Soldatinnen verlangen, müssen wir ihnen im Grundbetrieb viel bieten." Kritiker halten ihr vor, für die "Attraktivitäts-Agenda" wichtigere Aufgaben zu vernachlässigen.
Ursprünglich wollte von der Leyen ihre Pläne am Mittwoch vorstellen. Vergangene Woche wurden sie aber vorzeitig bekannt. Die Bundeswehr soll demnach insbesondere familienfreundlicher werden. Zu dem Reformpaket gehören flexiblere Arbeitszeiten, modernere Unterkünfte und bessere Karrieremöglichkeiten. Als Ziel nannte von der Leyen 60.000 neue Bewerbungen pro Jahr. Derzeit hat die Bundeswehr mehr als 260.000 Soldaten und zivile Beschäftigte.
Kosten von 100 Millionen Euro erwartet
Ihren Kritikern hielt die Ministerin entgegen, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr hänge auch davon ab, dass ihr nicht die "qualifizierten Menschen" ausgingen. "Was nützt uns der beste Eurofighter, wenn wir keinen Piloten, keinen Techniker mehr haben, der mit diesen Maschinen verantwortungsbewusst umgehen kann?" Deutschland werde auch künftig "Milliarden in eine gute Rüstung investieren", sagte von der Leyen. Zugleich müssten aber "wenigstens Millionen" ins Personal investiert werden.
Das Vorhaben soll in den nächsten fünf Jahren 100 Millionen Euro kosten. Der Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Hans-Peter Bartels (SPD), beklagte im Magazin "Stern", von der Leyen wolle Reformkonzepte für das Militär "im Unternehmensberater-Jargon" voranbringen. Der ehemalige Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hielt ihr - ebenfalls im "Stern" - vor, zugunsten von "schlagzeilenträchtigen Aktionen" die Strategie der Bundeswehr zu vernachlässigen.
Nach offiziellen Angaben gab die Bundeswehr im vergangenen Jahr annähernd 30 Millionen Euro für Nachwuchswerbung aus. Dies geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Links-Fraktion hervor. 2011 waren es mit 16 Millionen nur etwa halb so viel, 2012 bereits 29 Millionen. (dpa)