Ouistreham. . An der Küste der Normandie gedachten am Freitag Staats- und Regierungschefs aus aller Welt der Landung der Alliierten in Frankreich vor genau 70 Jahren. Mit dabei waren auch Kriegs-Veteranen. Für sie ist ein Tag, der sich ins Gedächtnis eingebrannt hat.
„Weiche Knie“ habe er auf einmal, gesteht Charles Willson und greift nach dem Arm seines Sohnes. Der 89-jährige Amerikaner ist zum ersten Mal an einen Ort zurückgekehrt, der sich vor 70 Jahren für immer in sein Gedächtnis einbrannte: „Omaha Beach“, der Strand des normannischen Ortes Colleville, wo er mit der 4. US-Infanteriedivision am 6. Juni 1944 um 7.25 Uhr die Landungsboote verließ.
„Ich saß im ersten amerikanischen Panzer, der auf französischen Boden rollte, war gerade 19 Jahre alt geworden und hatte ein-fach nur Angst“, erzählt der weißhaarige Rentner: „Wir lagen voll im Feuer der Deutschen, links und rechts fielen die Kameraden tot oder verletzt in den Sand und in den Ohren gellte das schrille Pfeifen der Kugeln.“
Hoher Blutzoll entrichtet
Willson gehört zu jener Handvoll Veteranen der Operation Overlord, die am 70. Jahrestag der Invasion in der Normandie mit den 25 Staats- und Regierungschef im Schloss Bénouville zusammen an einem Tisch sitzen. Zum siebten Mal wird der D-Day groß gefeiert. Der Heldenmut jener, die am 6. Juni 1944 die Strände der Normandie stürmten und einen sehr hohen Blutzoll entrichteten, um das Ende des Nazi-Reichs einzuleiten, wird wortreich gepriesen.
Die Blicke und Kameras aus aller Welt richten sich bei der zentralen Zeremonie am Strand von Ouistreham auf die dicht besetzte Ehrentribüne, wo zwischen dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Francois Hollande als Gastgeber mit der englischen Königin Elisabeth II. die einzige aus der Riege der Staatsoberhäupter sitzt, die den 2. Weltkrieg noch persönlich erlebt und als Sanitätsoffizierin sogar an ihm teilgenommen hatte.
„Die Freiheit ist ein steter Kampf“, zitiert Hollande in seiner Ansprache Dwight D. Eisenhower, den Oberkommandierenden der alliierten Streitkräfte und der Operation Overlord. „Ich möchte den Mut der Deutschen würdigen, die auch Opfer des Nazismus waren und in einen Krieg hineingezogen wurden, der nicht der ihre war und der nicht der ihre hätte sein sollen“, sagt Hollande.
„Für immer dankbar“
Auf einem US-Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer gedachten Hollande und Obama zuvor der über 4400 alliierten Soldaten, die bei der Landung ums Leben kamen. Obama sagte, die Welt könne „für immer dankbar“ sein. Am 6. Juni 1944 seien Demokratie und Freiheit verteidigt worden. „Dieser Anspruch steht auf diesem Strand in Blut geschrieben.“
Angela Merkel fährt am Abend von Ouistreham noch zum britischen Soldatenfriedhof von Ranville, auf dem neben mehr als 2000 britischen Soldaten auch Kanadier, Neuseeländer, Australier, Belgier, Polen, Franzosen und 322 deutsche Soldaten bestattet liegen. In einem von der französischen Zeitung „Ouest-France“ veröffentlichen Grußwort warnte die Kanzlerin im Vorfeld der Gedenkfeier vor einem Rückfall in alte Denkmuster: „Wie rasch Frieden und Freiheit infrage gestellt werden können, führt uns der Konflikt in der Ukraine soeben schmerzlich vor Augen.“
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