Essen. Mit fingierten Funksprüchen und einer Armee aus Pappe legten die Geheimdienste falsche Fährten. Hitler war davon überzeugt, dass der Angriff an dem Ort erfolgen würde, wo der Ärmelkanal mit rund 50 Kilometern am schmalsten ist. Er irrte sich – und schätzte auch das militärische Potenzial der Gegner falsch ein.
Es ist keine schlafende Armee, auf die die Alliierten in den Morgenstunden des D-Day treffen. Die deutschen Stellungen in der Normandie sind besetzt. Nur Adolf Hitler, der schläft auf dem Berghof, als seine „Festung Europa“ gestürmt wird. Und lange traut sich niemand, ihn zu wecken.
Dabei ist Vorsicht gar nicht nötig. Denn Hitler ist geradezu begeistert von den Neuigkeiten. „Die Nachrichten könnten gar nicht besser sein!“ sinniert er in völliger Verkennung der Lage. „So lange sie in England waren, konnten wir sie nicht fassen. Jetzt haben wir sie endlich dort, wo wir sie schlagen können.“
Den Angriff in der Normandie allerdings hält er für eine Finte. Hitler ist schon lange davon überzeugt, dass die eigentliche Invasion am Pas de Calais stattfinden wird, da wo der Ärmelkanal mit rund 50 Kilometern am schmalsten ist. Und die alliierten Geheimdienste bestärken ihn durch falsche Funksprüche, umgedrehte Agenten und den Aufbau einer Scheinarmee aus Pappe und Holz.
Die 15. Armee - in Bereitschaft statt in der Schlacht
Für die deutsche Wehrmacht hat das fatale Folgen. Selbst als die Invasionstruppen schon weit ins Landesinnere vorgedrungen sind, hält Hitler die ausgeruhte 15. Armee am Pas de Calais in Bereitschaft.
Ansonsten haben die Deutschen nicht mehr viel. In ganz Frankreich stehen den rund 6500 alliierten Flugzeugen gerade einmal 160 einsatzfähige Jagdflieger und Bomber gegenüber. Was erklärt, warum deutsche Landser schon bald verbittert spotten: „Wenn du ein schwarzes Flugzeug siehst, so ist es ein Engländer; wenn du ein weißes siehst, so ist es ein Amerikaner, und wenn du gar nichts siehst, ist es die Luftwaffe.“
Gegen alle Regeln der Kriegskunst
Auch der Atlantikwall entpuppt sich bald eher als Fluch denn als Segen. So stark er an manchen Stellen auch sein mag, es fehlt ihm, wie der US-Historiker Stephen Ambrose urteilt, an Tiefe. Einmal durchbrochen ist er nicht nur völlig nutzlos, er bindet auch Truppen, die anderswo dringend benötigt werden.
Streit in der deutschen Generalität und die riesigen Ressourcen der USA machen die Niederlage der Wehrmacht unausweichlich. „Unsere beste Waffe“, sagte Eisenhower später, „war die deutsche Führung, die entgegen allen Regeln der Kriegskunst handelte.“