Neu Delhi. . Indien erstickt im Verkehrschaos, ständig fällt der Strom aus, und Korruption bestimmt das Leben. Nun wählen die Menschen mit Narendra Modi einen Hindu-Nationalisten und Macher, der das alles in den Griff bekommen soll. Sind die Erwartungen an den neuen starken Mann Indiens gerechtfertigt?
Indiens Hindu-Nationalisten steuern bei der Parlamentswahl auf eine absolute Mehrheit zu. Der Wahlkommission lagen am Freitag zunächst Teilergebnisse aus 543 Wahlkreisen vor. Die BJP lag in 276 davon vorne. Für eine absolute Mehrheit sind 272 Mandaten nötig.
Die bisher regierende Kongresspartei, die die Geschickte Indiens die meiste Zeit über lenkte, sieht einer noch nie da gewesenen Niederlage entgegen. "Wir akzeptieren den Willen der Wähler, heißen ihn willkommen und sehen unsere Niederlage ein", sagte der führende Kongresspolitiker Satyavrat Chaturvedi laut der Agentur IANS. "Es ist unser gemeinsames Versagen."
Die größte demokratische Wahl der Welt
Die Abstimmung in Indien war die größte demokratische Wahl der Menschheitsgeschichte. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen stimmten ab. BJP-Spitzenkandidat Narendra Modi, der zum nächsten indischen Premierminister aufsteigen könnte, meldete sich nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse auf Twitter zu Wort. "Indien hat gewonnen! Eine gute Zeit ist angebrochen." Laut Hochrechnungen des Senders NDTV gewann Modi sowohl den Wahlkreis Vadodara in seinem Heimatstaat Gujarat als auch den Wahlkreis in der heiligen Tempelstadt Varanasi. BJP-Sprecher Ravi Shankar Prasad erklärte, der Erfolg sei dem unermüdlichen Wahlkampf Modis zu verdanken.
Eine besonders schmerzliche Niederlage droht der bisherigen Regierungspartei im Wahlkreis Amethi. Dort trat Rahul Gandhi an, Spross der einflussreichen Nehru-Gandhi-Familie und inoffizieller Spitzenkandidat der Kongresspartei. Der Wahlkreis wird seit Generationen von der Familie gehalten. Gandhi lieferte sich dort ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Kandidatin der BJP, der Bharatiya Janata Party / Indische Volkspartei.
Wahlbeteiligung war so hoch wie noch nie in Indien
Vor der BJP-Parteizentrale in Neu Delhi trommelten, sangen und tanzten die Menschen ununterbrochen. "Modi, Modi, Modi, Modi, Modi", riefen sie. Einige Zirkusdarsteller liefen auf Stelzen umher, während andere Parteifreunde Feuerwerke zündeten. Köche hatten 2,5 Tonnen Laddus vorbereitet, kugelige Süßspeisen, die traditionell bei Feiern gegessen werden. Die Menschen vor der BJP-Zentrale stecken sie sich gegenseitig in den Mund - ein Ritual in Indien, um sich zu gratulieren.
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Die Wahlkommission erwartete, die 1,8 Millionen elektronischen Wahlmaschinen noch am Freitag komplett auszulesen. "Man muss nur einen Knopf drücken, um das Ergebnis jeder Maschine zu erhalten und dann werden die Ergebnisse zusammengetragen", sagte Rajesh Malhotra von der Wahlkommission.
Die Wahlbeteiligung lag mit 66 Prozent so hoch wie nie zuvor in Indien. Insgesamt hatte sich die Abstimmung über fünf Wochen hingezogen, damit Wahlhelfer die gigantische Wahl organisieren und Sicherheitskräfte die Wahllokale bewachen konnten. Angetreten waren 8251 Kandidaten, darunter 668 Frauen und fünf Transsexuelle. (dpa)