Berlin. . Die Verschleppung einer Militärbeobachter-Mission durch prorussische Rebellen hat den Ukraine-Konflikt weiter angeheizt. In dramatischen Appellen forderten Bundesregierung und Bundespräsident die Freilassung der acht Geiseln. Ein Schwede kam am Sonntagabend frei - aus gesundheitlichen Gründen.

Die prorussischen Separatisten setzen auf einen Nervenkrieg, während in Deutschland auch Kritik an der Mission laut wird. Die am Freitag zusammen mit fünf ukrainischen Soldaten festgesetzten Inspektoren der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), unter ihnen drei Bundeswehr-Offiziere und ihr Dolmetscher, wurden am Sonntag im Rathaus der Stadt Slawjansk internationalen Journalisten vorgeführt.

Der Leiter der Mission, der deutsche Oberst Axel Schneider, erklärte, alle europäischen Offiziere befänden sich in guter Verfassung. Sie seien „Gäste“ des Rebellenführers und selbst ernannten Bürgermeisters Wjatscheslaw Ponomarjow und keine Kriegsgefangenen. Die Separatisten werfen den Militärbeobachtern Spionage für die Nato vor und verlangen einen Austausch gegen Rebellen, die von ukrainischen Sicherheitsbehörden in Kiew festgehalten werden.

Separatisten lassen Schweden frei

Bundespräsident Gauck appellierte an die Separatisten und ausdrücklich auch an Russland, die Beobachter freizulassen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der einen Krisenstab einrichten ließ, sagte: „Wir tun alles in unserer Macht stehende, um die festgesetzten Personen in Freiheit zu bringen.“ Er lobte, dass der russische Außenminister Sergej Lawrow Hilfe zugesagt habe.

Am Sonntagabend ließen die Separatisten einen der OSZE-Militärbeobachter frei. "Der Schwede leidet unter einer leichten Form von Diabetes, deshalb haben wir entschieden, ihn zu entlassen", sagte Aktivistensprecherin Stella Choroschewa. Die Protestführer hätten aber keine Pläne, weitere Beobachter freizulassen.

Festgesetzte gehören nicht zu den diplomatischen OSZE-Missionen

Nach Berichten von Augenzeugen verließ der Schwede das von Bewaffneten kontrollierte Rathaus in Slawjansk und wurde in einem Fahrzeug mit OSZE-Logo weggefahren. Zuvor hatten Vertreter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit den Anführern der prorussischen Aktivisten verhandelt.

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Eine Delegation der OSZE hält sich seit Sonntag in Slawjansk auf, um über die Freilassung der Beobachter zu verhandeln. Die Lage ist unübersichtlich, weil die Militärbeobachter nicht den eigentlichen beiden diplomatischen OSZE-Missionen in der Ukraine angehören, sondern auf Einladung der Regierung in Kiew unterwegs waren. Nach Angaben des Missionsleiters ging es darum, den Zustand der ukrainischen Streitkräfte zu untersuchen; der Oberst wies Spionagevorwürfe zurück.

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