Slawjansk/Kiew. Ukrainische Anti-Terror-Einheiten sind gegen prorussische Milizen in der Ostukraine vorgegangen. Bei den Schießereien gab es einen Toten und Verletzte. Derweil führt die Krise erneut zu Spannungen zwischen den USA und Russland.

In der ostukrainischen Stadt Slawjansk hat die Armee am Donnerstag offenbar einen Einsatz gegen prorussische Kämpfer gestartet. Ein AFP-Journalist berichtete von Schüssen sowie von einer brennenden Straßensperre an einer Zufahrt zu Slawjansk. Die prorussischen Kämpfer an der Sperre sprachen von einem Angriff der ukrainischen Streitkräfte. Über dem Gebiet kreiste ein Hubschrauber.

Die prorussischen Aktivisten gaben an, die Straßensperre selbst in Flammen gesetzt zu haben. Einer von ihnen sagte, er habe sieben ukrainische Panzerfahrzeuge auf der anderen Seite der Barrikade gesichtet. Die Aktivisten zogen sich in Verteidigungsstellungen zurück.

2000 prorussische Kräfte halten Stellungen

Ein Sprecher der prorussischen Seite sagte, das gesamte Zivilpersonal im Rathaus habe Anweisung erhalten, das Gebäude zu verlassen. "Die bewaffneten Männer, welche die Verteidigung des Rathauses gewährleisten, bleiben auf ihrem Posten", sagte der Sprecher.Slawjansk befand sich wie rund zehn andere ostukrainische Städte zuletzt tagelang in den Händen von prorussischen Gruppen. In der Stadt sollen etwa 2000 Bewaffnete bereitstehen.

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Bei der Schießerei nahe Slawjansks sind nach Aussage prorussischer Separatisten mindestens ein Aktivist getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Bewaffnete hätten am Donnerstagmorgen auf einen Kontrollposten gefeuert, sagte der selbst ernannte Chef der "Volksmiliz", Miroslaw Rudenko, der Agentur Interfax. In anderen Quellen war sogar von zwei Toten die Rede. Auch an anderen Zugängen zu der Stadt im Norden des Gebiets Donezk gebe es Schusswechsel, sagte Rudenko. Das Mobilfunknetz sei zusammengebrochen. In der Gegend gehen Regierungstruppen mit einem "Anti-Terror-Einsatz" gegen die moskautreuen Kräfte vor.

Russlands Außenminister droht mit Krieg in Ostukraine 

In der Ukraine-Krise haben Russland und der Westen erneut den Ton verschärft. Nachdem Moskau indirekt mit einer Militäraktion im Nachbarland gedroht hatte, warf die NATO der Kreml-Führung am Mittwochabend "zündelnde Rhetorik" vor. Die USA nannten russische Vorwürfe "lächerlich", wonach sie hinter dem Vormarsch ukrainischer Truppen im Osten des Landes stehen. Moskau wiederum bezichtigte Washington der "Fälschung" von Fotos aus dem Konfliktgebiet.

"Ich bin besorgt über die russischen Erklärungen, die der Ukraine mit einer Militäraktion drohen", erklärte Nato-Vize-Generalsekretär Alexander Vershbow in Brüssel. "Russland hat die Verantwortung, die Situation zu beruhigen statt sich einer zündelnden Rhetorik zu bedienen." Vershbow reagierte auf Äußerungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow, der im Falle einer Verletzung russischer Interessen in der Ukraine mit einer "Antwort" gedroht hatte. Lawrow verwies dabei ausdrücklich auf den Georgien-Krieg von 2008.

Amerikanische Soldaten sind zu einem Manöver nach Polen gekommen. (Foto: afp)
Amerikanische Soldaten sind zu einem Manöver nach Polen gekommen. (Foto: afp) © afp

Würden "die Interessen der Russen angegriffen, so wie es in Süd-Ossetien war", sehe er keine Alternative zu einer "Antwort", sagte Lawrow am Mittwoch. Um die abtrünnige Kaukasusregion Süd-Ossetien hatten Russland und Georgien im Sommer 2008 einen kurzen Krieg geführt. In der Folge erkannte Russland das Gebiet sowie die ebenfalls von Georgien abtrünnige Region Abchasien als unabhängig an.

Russlands Außenminister Lawrow erwägt Militäreinsatz in Ukraine

Im Osten der Ukraine fordern prorussische Aktivisten eine Loslösung beziehungsweise stärkere Autonomie von Kiew. In mehreren Städten haben sie Verwaltungsgebäude besetzt. Am Dienstag hatte die ukrainische Regierung die Wiederaufnahme eines "Anti-Terror-Einsatzes" der Sicherheitskräfte in der Region angeordnet.

Bei dem Einsatz wurde am Mittwoch nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums die von prorussischen Kräften kontrollierte Stadt Swjatogorsk "befreit". Nun würden Patrouillen der regulären Sicherheitskräfte des Landes die 5000-Einwohner-Stadt kontrollieren. Ein AFP-Reporter berichtete allerdings aus Swjatogorsk, dass keinerlei Sicherheitskräfte zu sehen seien. Bewohner berichteten zudem, dass ihre Stadt nie unter Kontrolle prorussischer Kräfte gewesen sei.

USA legen Beweise für russisches Eingreifen vor

Zu dem "Anti-Terror-Einsatz" der ukrainischen Sicherheitskräfte sagte Lawrow im staatlich kontrollierten russischen Fernsehsender RT, dieser sei genau in dem Moment von Kiew angekündigt worden, als US-Vizepräsident Joe Biden in der ukrainischen Hauptstadt gewesen sei. Dies zeige ganz klar, "dass dies die Show der Amerikaner ist", sagte Lawrow. Darauf erwiderte am Abend US-Außenamtssprecherin Jen Psaki in Washington: "Ich glaube, viele der von ihm gemachten Vorwürfe sind lächerlich und sie entsprechen nicht den Fakten vor Ort."

Anfang der Woche hatten die USA mehrere Fotos präsentiert, die nach Angaben Washingtons "Beweise" dafür sind, dass einige der bewaffneten Kämpfer in der Ostukraine in Wahrheit russische Militärs oder Offiziere des russischen Geheimdienstes sind. Diese Fotos bezeichnete wiederum Lawrow als "gefälscht".

Kinder posieren mit Soldaten

Ein zwölfjähriger Junge zeigt sich in der ostukrainischen Provinz Donezk sichtbar stolz darüber, dass er neben einer pro-russischen Streitkraft posieren und gemeinsam mit ihr die Schusswaffe halten darf. Das Mädchen daneben schaut schon etwas skeptischer, während der 14-jährige Freund der beiden Jugendlichen die Szene mit seinem Mobiltelefon festhält. Im Hintergrund sind Barrikaden aus Sandsäcken zu sehen.
Ein zwölfjähriger Junge zeigt sich in der ostukrainischen Provinz Donezk sichtbar stolz darüber, dass er neben einer pro-russischen Streitkraft posieren und gemeinsam mit ihr die Schusswaffe halten darf. Das Mädchen daneben schaut schon etwas skeptischer, während der 14-jährige Freund der beiden Jugendlichen die Szene mit seinem Mobiltelefon festhält. Im Hintergrund sind Barrikaden aus Sandsäcken zu sehen. © AFP
Das Mädchen daneben schaut schon etwas skeptischer, während der 14-jährige Freund der beiden Jugendlichen die Szene mit seinem Mobiltelefon festhält. Im Hintergrund sind Barrikaden aus Sandsäcken zu sehen.
Das Mädchen daneben schaut schon etwas skeptischer, während der 14-jährige Freund der beiden Jugendlichen die Szene mit seinem Mobiltelefon festhält. Im Hintergrund sind Barrikaden aus Sandsäcken zu sehen. © AFP
Im Zuge des Ukraine-Konflikts hat sich auch das Straßenbild in vielen Städten verändert.
Im Zuge des Ukraine-Konflikts hat sich auch das Straßenbild in vielen Städten verändert. © AFP
Teile dieser Region werden derzeit von pro-russischen Aktivisten kontrolliert.
Teile dieser Region werden derzeit von pro-russischen Aktivisten kontrolliert. © AFP
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © AFP
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © AFP
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © AFP
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © REUTERS
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © AFP
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © REUTERS
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © REUTERS
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © REUTERS
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © REUTERS
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden.
Die Jugend scheint das ungewöhnliche Szenario auch als Attraktion zu begreifen. An vielen Ecken in der Stadt sind Männer in Kampfanzügen ein beliebtes Motiv, auch für „Selfies“, also für Selbstporträts, die mit dem Handy aufgenommen werden. © dpa
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Das einzige, was Washington anhand der nach seinen Angaben am Computer manipulierten Fotos vorbringe, sei die Existenz russischer Waffen. Dies sei allerdings "nicht sehr überzeugend", da in der Ukraine leichte russische Waffen wie Kalaschnikows oder Makarow-Revolver sehr weit verbreitet seien. (afp/dpa)