Düsseldorf. . Armin Laschet, Chef der CDU in NRW, nutzt jede Chance, sich in der Öffentlichkeit zu äußern. Trotzdem sucht er nach dem Debakel der letzten Landtagswahl noch seine Rolle. Auf dem Landesparteitag will er seine Führungsposition festigen. Doch sein eigentliches Ziel ist die Landtagswahl 2017.

Als „Mister Überall“ muss Armin Laschet nie lange ­gebeten werden, wenn ein Platz in einer TV-Talkshow frei ist. Die ­Krise der Ostukraine bei Anne Will, Rente und Pension bei Frank Plasberg – schnell rückt der CDU-Landes- und -Fraktionschef aus NRW als rhetorische Allzweckwaffe ins Bild.

„Man muss sich zu allem äußern“, hat Laschet unlängst seine neue Erfahrung als alleinige Nr.1 der NRW-CDU beschrieben. Dabei erweckt der karrierebe­wusste Christdemokrat nicht den Eindruck, dass ihm die Rolle im politischen Schaufenster missfällt.

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Wenn sich die CDU-Führung am Samstag auf dem Landesparteitag in Düsseldorf zur Wahl stellt, ist ­Laschet ein gutes Ergebnis sicher. Seit Monaten tourt der nach der 26-Prozent-Schlappe der NRW-CDU als „Trümmermann“ ange­tretene Aachener durch die Kreisparteien, zuletzt besetzte er mit ­seiner Kritik am rot-grünen „Hochschulentmündigungsgesetz“ erfolgreich den vorpolitischen Raum.

„Trümmermann“ und „Kontroll-Freak“

In Debatten übers Turbo-Abitur, über Fracking, Garzweiler und Inklusion scheut der vorsich­tige Unionspolitiker aber bisher klare Festlegungen. „Er versucht, keinem auf den Schlips zu treten“, klagt ein Vorständler. „Kontroll-Freak“ Laschet gilt als misstrauisch und entscheidet meist alles selbst.

Nachdem der frühere CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann als Pflegebeauftragter nach Berlin gewechselt ist, läuft in NRW eine „One-Man-Show“. Bisher hat die Riege der Stellvertreter allerdings auch wenig eigene Impulse gegeben: In Düsseldorf bewirbt sich ­Sozialausschüssler Laumann nun als Vize. Neuer Schatzmeister soll Philip Mißfelder werden, der als emsiger Spendensammler gilt und nach dem absehbaren Ende als Chef der Jungen Union einen sicheren Listenplatz für die Bundestagswahl 2017 braucht. Vorsorglich legte Mißfelder sein Amt als Ame­rika-Beauftragter der Bundes­regierung nieder, um mögliche Spendenaffären auszuschließen.

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Charismatische Köpfe fehlen der CDU

Der Mangel an charismatischen Köpfen wird für ­Laschet zum Problem. Neben Laumann und Miß­felder bieten sich nur die „Schattenmänner“ Hendrik Wüst und Oliver Wittke an – beide sind allerdings belastet durch frühere ­Affären. Bis zur Sommerpause will Laschet zur Vorbereitung auf die Landtagswahl 2017 eine Mannschaft aufstellen.

Obwohl die ­rot-grüne Landesregierung von Hannelore Kraft (SPD) nicht nur wegen ihres bundesweit einzig­artigen Schuldenkurses reichlich Angriffsflächen bietet, wirkt die NRW-CDU inhaltlich oft schlecht sortiert und medial unvorbereitet.

Noch sucht Herausforderer ­Armin Laschet seine Rolle. Das Ziel des liberal-konservativen Juristen und Journalisten aber ist klar: Laschet will Ministerpräsident werden. Dass ihn die eigene Partei jeweils erst im zweiten Anlauf zum Partei- und Fraktionschef gewählt hat, steckt dem Rheinländer „noch in den Knochen“, glaubt ein Vorstand. Die NRW-Landtagswahl 2017 heißt für Laschet: „Sekt oder Selters“. Der 53-Jährige ist zum ­Siegen verdammt.

Keine Konflikte mit der Kanzlerin

Anders als Vor-Vorgänger Jürgen Rüttgers scheut der Vorsitzende des mitgliederstärksten CDU- ­Landesverbandes den Konflikt mit der dem Zeitgeist unterworfenen Angela Merkel. Kein Wort der Kritik am „Kanzlerwahlverein“, keine offene Auseinandersetzung mit der Berliner „GroKo“.

Selbst die umstrittene Rente mit 63 nickt Präsidiumsmitglied Laschet – wenn auch missbilligend – ab. Das macht es nicht leicht, die in der Vergangenheit eingebüßte Kompetenzführerschaft der Union in Wirtschaftsfragen zurück zu gewinnen.

Im Leitantrag für den Landesparteitag fordert die CDU: „Nordrhein-Westfalen nicht länger unter Wert regieren“. Auch Laschet hat da noch einen langen Weg vor sich.