Rom. . Die italienische Regierung schlägt Alarm: Seit Jahresbeginn seien 15.000 Menschen übers Mittelmehr als Flüchtlinge nach Italien gekommen. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres waren es nur 800. Auch das UN-Flüchtlingshilfwerk sagt voraus, dass immer mehr Menschen Zuflucht in Europa suchen werden.

Es wird Frühjahr, das Meer glättet sich, die Wetter-Ampel steht auf grün und Italiens Innenminister Angelino Alfano schlägt Alarm. Mehr als 500.000 Flüchtlinge und Migranten stünden abfahrbereit in Lybien. Seit Jahresbeginn seien 15.000 Flüchtlinge übers Mittelmeer nach Italien gekommen. Allein 4000 Menschen zählten die italienischen Behörden innerhalb von 48 Stunden.

Der Vergleich zum Vorjahr zeigt, wie dramatisch dieses Jahr werden könnte: Landeten im ersten Vierteljahr 2013 800 Flüchtlinge an Italiens Küsten, waren es zwischen Januar und März des laufenden Jahres fünfzehnmal so viel. Das UN-Flüchtlingshilfswerk warnt: „Das Fortdauern der humanitären Krisen in Zentalafrika und in Syrien macht die Voraussage plausibel, dass die Zahlen dieses Jahr steigen werden.“

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Asylanträge in Italien deutlich gestiegen

Innenminister Alfano sagt: „Es ist schwer vorstellbar, dass ein Land das alleine bewältigt. Die Europäische Union darf sich nicht zur Seite drehen.“ Seit dem Schiffbruch vor Lampedusa am 3. Oktober vergangenen Jahres, bei dem 366 Eritreer ums Leben kamen, hat Italien seine Patrouillen im Mittelmeer verstärkt.

Das Projekt heißt „Mare Nostrum“ („Unser Meer“), wird von der Marine geführt und kostet jeden Monat neun Millionen Euro. Es soll Boote in Seenot schon frühzeitig aufspüren und hat bereits Tausende Migranten vor dem Ertrinken bewahrt.

Nur muss sich Rom jetzt – aus dem trockenen Nordeuropa und aus dem EU-Brüssel – ganz neue Kritik anhören. Hieß es bis zur x-ten Tragödie vor Lampedusa, Italien tue nicht genug, um humanitäre Katastrophen abzuwenden, wirft man dem Land heute vor, „Mare Nostrum“ stelle eine Rettungsgarantie für jeden Flüchtling dar und ermutige zur Einwanderung.

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Die Zahl der Asylanträge sind in Italien im vergangenen Jahr um 60 Prozent gestiegen, teilt das römische Flüchtlingszentrum der Jesuiten in seinem aktuellen Jahresbericht mit. Doch klafft zwischen der Zahl der Asylanträge (27.830) und der Zahl der Boots-Migranten (42.925) eine Lücke von 15.000.

Schweden ist das Wunschland

Gerade bei den nach Europa geflohenen Syrern zeigen sich die Wünsche für einen zukünftigen Aufenthaltsort am deutlichsten. Nur 695 gaben sich vergangenes Jahr mit Italien zufrieden: 16.317 Syrer stellten in Schweden und 11.851 in Deutschland einen Asylantrag. Italien in seiner Wirtschafts- und Arbeitskrise hat nicht viel zu bieten.