Latakia/Den Haag. Syrien hat inzwischen fast die Hälfte seines Chemiewaffenarsenals außer Landes geschafft. Die Bestände an tödlichem Senfgas seien dagegen schon vollständig abtransportiert worden, teilte die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen mit. Trotzdem liege Syrien hinter dem vereinbarten Zeitplan.
Syrien hat nach Angaben der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) inzwischen fast die Hälfte seiner chemischen Waffen außer Landes gebracht. Zwei Schiffsladungen der gefährlichen Rüstungsgüter seien in der vergangenen Woche im syrischen Hafen Latakia auf norwegische und dänische Frachter verschifft worden, um außerhalb des Landes vernichtet zu werden, teilte die OPCW in der Nacht zum Donnerstag in einer Erklärung mit. Damit hätten 45,6 Prozent der Chemikalien der beiden kritischsten Kategorien 1 und 2 das arabische Mittelmeerland verlassen.
"Syrien liegt hinter dem (vereinbarten) Zeitplan zurück", sagte OPCW-Sprecher Michael Luhan der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. "Aber es kann immer noch bis zu der (für die vollständige Beseitigung) gesetzten Frist aufholen", fügte er hinzu.
Insgesamt sollen rund 500 Tonnen Giftstoffe auf einem Schiff der US-Marine im Mittelmeer neutralisiert werden. Die restlichen, weniger gefährlichen Stoffe sollen in Anlagen in mehreren Ländern, darunter im deutschen Munster, vernichtet werden.
Regierung verzögerte Chemiewaffen-Transport
Syrien hatte der Vernichtung seines Chemiewaffenarsenals und der Zerstörung aller Anlagen zugestimmt, nachdem die USA nach einem Giftgasangriff bei Damaskus im August 2013 mit einem Militärschlag gedroht hatten. Die Produktionsstätten sowie die Füll- und Mischanlagen für Munition waren bereits Ende 2013 außer Betrieb gesetzt worden.
Die Vernichtung der Giftgas-Vorräte kam dann jedoch nur sehr langsam voran, weil die syrische Regierung den Transport der Chemiewaffen zum Hafen Latakia verzögerte. Damaskus führte Sicherheitsbedenken wegen der andauernden Kämpfe mit den Rebellen an. Die OPCW konnte diese Argumentation jedoch nicht immer nachvollziehen. Schließlich wurde ein neuer Zeitplan beschlossen, der eine Vernichtung des Giftgases bis Ende April vorsieht. Beobachter vermuten jedoch, dass auch dieser neue Zeitplan möglicherweise nicht eingehalten werden wird.(dpa)