Düsseldorf. Im kommenden Kindergartenjahr stehen in NRW 10.000 zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung. Mit einer Versorgungsquote von fast 53 Prozent in dieser Altersgruppe sei man dem Bedarf im landesweiten Durchschnitt schon sehr nahe, sagte Familienministerin Ute Schäfer.
Nordrhein-Westfalen hat beim Ausbau der Betreuungsplätze für Kleinkinder unter drei Jahren stark aufgeholt. Zum neuen Kindergartenjahr wird für jedes zweite ein- und zweijährige Kind ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen. Das berichtete NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) am Mittwoch in Düsseldorf.
Ein- und Zweijährige haben seit August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Platz. Mit einer Versorgungsquote von fast 53 Prozent in dieser Altersgruppe sei man dem Bedarf im landesweiten Durchschnitt schon sehr nahe, sagte Schäfer. "Wir haben die politischen Hausaufgaben gemacht." In einzelnen Kommunen gebe es aber noch Engpässe.
Keine kostenlose Kitas in NRW
Komplett beitragsfreie Kindergärten - wie jetzt von Hamburg geplant - werde es in NRW vorerst nicht geben, sagte Schäfer. Als erstes Bundesland will Hamburg ab August eine fünfstündige Grundbetreuung inklusive Mittagessen von der Geburt bis zur Einschulung kostenlos anbieten. In NRW ist nur das letzte Jahr vor der Schule beitragsfrei.
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Die Versorgungsquote für alle Kinder unter drei Jahren liegt derzeit in NRW bei gut 35 Prozent, berichtete die Ministerin. Bei Kindern unter einem Jahr, die keinen Rechtsanspruch haben, sei der Bedarf sehr gering. Derzeit gebe es für etwa drei Prozent dieser Kleinkinder einen Platz in NRW.
10.000 Plätze mehr für Unterdreijährige
Erstmals seit langem sei die Zahl der Plätze sowohl für Krippenkinder unter drei als auch für klassische Kindergartenkinder über drei Jahren ausgebaut worden, berichtete die Ministerin. Nach vorläufigen Auszählungen der Jugendämter werden zum 1. August rund 155.000 Plätze für Unterdreijährige zur Verfügung stehen - darunter 41.000 bei Tagesmüttern und -vätern. Das sind rund 10.000 Plätze mehr als vor einem Jahr.
Trotz des Rückgangs der Geburtenzahlen sind dann auch für Kindergartenkinder über drei Jahren rund 1000 zusätzliche Plätze vorhanden - insgesamt fast 456.000. Davon sind nur etwa ein Prozent außerhalb von Kindergärten.
Kein Recht auf Wunsch-Kita
Kindergartenkinder haben schon seit 1996 einen Rechtsanspruch auf einen Platz. Ihre Versorgungsquote liege bei fast 93 Prozent und decke den Bedarf, sagte Schäfer. In der Altersgruppe der Dreijährigen bleiben nur etwa vier Prozent der Kinder zu Hause.
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"Ein Recht auf eine Wunsch-Kita bietet das Gesetz nicht", unterstrich Schäfer. Der weitere Ausbau von Krippenplätzen bringe Eltern künftig aber mehr Auswahl. Das Zuwachstempo werde in den nächsten Jahren allerdings abnehmen, weil viele Gemeinden schon fast auf der Zielgeraden seien.
Beste Versorgungsquote im Kreis Kleve
Engpässe - teilweise auch noch bei Kita-Plätzen für Überdreijährige - gebe es nur vereinzelt. "Die prophezeite Klagewelle blieb aus", stellte Schäfer fest. Versorgungslücken seien unter anderem in Wuppertal, Münster und Köln beklagt worden. Allerdings habe Köln mit über 50 neuen Einrichtungen enorm ausgebaut, lobte Schäfer.
Die mit 88 Prozent beste Versorgungsquote für Ein- und Zweijährige bietet weiterhin der Kreis Kleve. Auch Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis und der Kreis Coesfeld erreichen schon über 70 Prozent - die Rhein-Metropolen Düsseldorf und Köln immerhin über 60. Der Kreis Kleve bleibt mit 59 Prozent auch Spitzenreiter bei der Versorgungsquote aller Unterdreijährigen. Hier hat Ahlen jetzt die rote Laterne weitergereicht an Werdohl (21 Prozent).
Eltern klagen über zu hohe Betreuungszeit
Im neuen Kindergartenjahr sollen 56 Prozent der Kinder unter drei 45 Stunden pro Woche betreut werden. Vereinzelt gebe es Klagen, dass Eltern die hohe Betreuungszeit aufgedrängt werde, räumte Schäfer ein. Eltern hätten aber das Recht, nur 25 oder 35 Stunden anzumelden - allerdings sei nicht jeder Wunsch in jeder Kita zu erfüllen.
Die FDP-Opposition sieht NRW noch "weit von einem bedarfsgerechten Angebot entfernt". Dabei gehe es nicht nur um Zahlen, sondern vor allem auch um Qualität, unterstrich der familienpolitische Sprecher der Fraktion, Marcel Hafke, in einer Mitteilung. In vielen Städten befürchteten zudem Eltern, die für ihr Kind bis zum dritten Lebensjahr die Tagespflege in Anspruch nehmen, anschließend keinen Platz in einer Kita zu bekommen. (dpa)