Berlin. Nicht nur bei Saisonarbeit oder Vertretungen ist der befristete Arbeitsvertrag erste Wahl. In Deutschland arbeiten immer mehr Menschen mit Arbeitsverträgen, die ohne Sachgrund befristet sind: Ihre Zahl hat sich von 550. 000 im Jahr 2001 auf 1,3 Millionen im vorigen Jahr erhöht – eine Steigerung um 140 Prozent.

In Deutschland arbeiten immer mehr Menschen mit Arbeitsverträgen, die ohne Sachgrund befristet sind: Ihre Zahl hat sich von rund 550.000 im Jahr 2001 auf rund 1,3 Millionen im vorigen Jahr erhöht – das entspricht einer Steigerung um knapp 140 Prozent. Allein 2013 nahm die Zahl solcher Verträge noch einmal um zehn Prozent zu.

Das geht aus neuen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) für den Bundestag hervor, die dieser Zeitung vorliegen. Laut BA-Institut für Arbeitsmarktforschung erfolgt damit bereits jede zweite befristete Einstellung ohne einen Sachgrund wie Saisonarbeit oder Vertretung für Schwangerschaft oder Krankheit – 2001 lag der Anteil bei einem Drittel.

Diese Befristung ist umstritten, heute äußern sich im Bundestag Experten zu Forderungen nach einem Verbot der sachgrundlosen Befristung. Die Forscher der BA warnten jedoch vor möglichen negativen Beschäftigungseffekten: Bislang gebe es eine relativ „breite Brücke“ in unbefristete Beschäftigung. Ähnlich äußern sich auch die Arbeitgeberverbände: Die Zahlen seien ohnehin verzerrt, weil der öffentliche Dienst einen besonders hohen Anteil von Beschäftigten etwa im Bereich von Erziehung und Unterricht nur befristet einstelle.

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„Ohne Wirkung auf Beschäftigung“

Dagegen plädiert der DGB für die Abschaffung der „sachgrundlosen Befristung“: Ihre erhofften positiven beschäftigungspolitischen Wirkungen seien nicht eingetreten. „Der Effekt war vielmehr, dass bisherige unbefristete Arbeitsplätze sukzessive durch befristete ersetzt wurden.“

Die Zahl der befristeten Arbeitsverträge insgesamt, mit und ohne Sachgrund, hat sich seit 2011 bei 2,7 Millionen stabilisiert; das entspricht einem Anstieg gegenüber 2001 um rund 60 Prozent. 2013 waren 42 Prozent aller Neueinstellungen befristet, 2012 waren es 44 Prozent.