Athen. . Der griechische Präsident hat Bundespräsident Joachim Gauck bei seiner Griechenland-Reise mit Milliarden-Forderungen zur Begleichung der Kriegsschulden konfrontiert. Nach Berechnungen der Hellenen müsste die BRD 160 Milliarden Euro für Griechenland berappen.
Die Abendsonne taucht die Akropolis in sanftes Licht, und der Bundespräsident ist bewegt. Joachim Gauck ist zum ersten Mal in Griechenland, der 74-Jährige blickt auf die Säulenreihen und erzählt, wie er als Schüler Altgriechisch lernte – ungewöhnlich in der DDR, aber für ihn eine Verbindung zum „Sehnsuchtsbild“ Griechenland.
Der Rundgang auf der Akropolis ist einer der wenigen entspannten Momente beim Staatsbesuch des Präsidenten in Griechenland. Gauck ist auf heikler Mission, er kommt, um den Griechen „Freundschaft und Solidarität“ zu versichern, um Mut zu machen und zu versöhnen.
Griechischer Präsident erinnert Gauck an Kriegsschulden
Doch die Gastgeber erwarten mehr als Gesten. Das erfährt Gauck gleich beim ersten Termin: Präsident Karolos Papoulias klagt nicht nur über die „brutalen“ Sparmaßnahmen, die mit den EU-Hilfskrediten einhergehen. Er konfrontiert den Gast auch kühl mit Reparationsforderungen an die Bundesrepublik für die Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Eine Summe nennt Papoulias nicht, im Land ist von bis zu 160 Milliarden Euro die Rede, der Präsident stellt klar: Die Forderungen habe Athen nie aufgegeben, in Verhandlungen müsse die Frage schnell geklärt werden.
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Die öffentliche Kontroverse hätte der Gastgeber, der einst als Partisan gegen die Wehrmacht kämpfte und während der Militärdiktatur in Griechenland Asyl in Deutschland fand, vermeiden können. Nun ist sie da. Gauck stellt aber klar: „Der Rechtsweg ist abgeschlossen.“ Er könne sich gar nicht anders äußern als die Bundesregierung, die alle Reparationsfragen mit dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur Wiedervereinigung für geklärt hält. Es gebe, fügt Gauck hinzu, auch eine moralische Schuld, die er bereit sei anzuerkennen. Am Freitag besucht er als Geste der Versöhnung ein Dorf, in dem die Wehrmacht 1943 als Vergeltungsmaßnahme fast alle Einwohner ermordete.
Wirtschaftlich angeschlagenes Griechenland ächzt weiter unter dem Spardiktat
Es ist eine Gratwanderung für Gauck, so wie die gesamte Reise. Die Bevölkerung stöhnt unter der hohen Arbeitslosigkeit von knapp 30 Prozent, die Wirtschaft schrumpft weiter. Die große Wut auf die Deutschen, die verantwortlich gemacht werden für die harten Sparauflagen, ist zwar abgeebbt – aber vorsichtshalber wurden kurzfristig Demonstrationen verboten.
Während die Regierung Zuversicht verbreitet, beklagt die EU, es seien erst die Hälfte der vereinbarten Reformen eingeleitet. Die Auszahlung weiterer Milliarden wird deshalb verzögert; auch die Bundesregierung hat Sorge, die Griechen würden reformmüde. Gauck will sich nicht vom Kurs der viel kritisierten Kanzlerin absetzen. So zollt er bei einer Rede im Akropolis-Museum einerseits Respekt für die „enormen Opfer“ der Griechen. Aber zugleich verteidigt Gauck die Reformauflagen. Aus den Erfahrungen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung wisse er: „Der Weg führt zum Ziel, wenn Sie die eingeschlagene Richtung beibehalten.“