Athen. Bundespräsident Joachim Gauck ist am Mittwoch zu einem Staatsbesuch in Griechenland eingetroffen. Bei seinen Gesprächen in Athen will er die Verantwortlichen ermutigen, den schwierigen Reformkurs zur Überwindung der Schuldenkrise fortzuführen. Gauck bleibt bis Freitag in dem Mittelmeerland.

Bundespräsident Joachim Gauck ist am Mittwoch zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Griechenland eingetroffen. In Gesprächen mit Politikern, Wirtschaftsvertretern und Intellektuellen will Gauck dafür werben, dass Griechenland trotz der erheblichen Lasten für die Bürger am Reformkurs festhält. Seinen Besuch will der Präsident auch als Zeichen der Wertschätzung für die bisherigen Anstrengungen auf dem Weg aus der Schuldenkrise verstanden wissen. Für Mittwoch war zunächst ein Besuch der Akropolis in Athen geplant. Am Abend wollte sich Gauck mit Vertretern des Kultur- und Geisteslebens treffen.

In einem Interview mit der Zeitung "Kathimerini" äußerte Gauck seinen Respekt für die griechischen Reformbemühungen. "Die griechische Gesellschaft leistet viel, die Menschen entbehren viel", sagte er. "Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Menschen verzweifeln, wenn das Geld zum Kauf von Medikamenten oder zur Bezahlung der Stromrechnung fehlt." Es seien aber weitere Anstrengungen nötig. "Ich möchte alle Griechen ermutigen, diesen schwierigen Weg weiterzugehen - und zwar nicht um Europa zu Willen zu sein, sondern im ureigenen griechischen Interesse."

Gedenken an Opfer des Zweiten Weltkriegs

Der politische Teil des Besuchs beginnt am Donnerstag mit einem Empfang durch den griechischen Präsidenten Karolos Papoulias. Anschließend sind Begegnungen mit Ministerpräsident Antonis Samaras und Oppositionsführer Alexis Tsipras vom linken Parteienbündnis Syriza geplant. Am Donnerstagabend hält Gauck im Akropolis-Museum eine Rede zum Thema Europa.

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Am Freitag trifft sich der Bundespräsident zunächst mit Wirtschaftsvertretern. Am Mittag fliegt er gemeinsam mit Papoulias in den Nordwesten Griechenlands. Dort besuchen die Präsidenten das Dorf Lyngiades, das 1943 von deutschen Soldaten zerstört wurde. Auch ein Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde im nahegelegenen Ioannina ist vorgesehen. Am Freitagabend kehrt Gauck nach Berlin zurück. Gaucks Staatsbesuch in Griechenland ist der erste eines Bundespräsidenten seit 14 Jahren. Amtsinhaber war damals Johannes Rau.

EU erwartet griechisches Wirtschaftswachstum

Die Schuldenkrise hat in Griechenland zu Massenarbeitslosigkeit, Sozialabbau und einer tiefen Rezession geführt. Viele Griechen machen dafür auch die strengen Reformauflagen verantwortlich, an die die EU ihre Hilfspakete geknüpft hat. Besonders scharfe Kritik richtet sich gegen Deutschland, das diesen Kurs maßgeblich mitbestimmt.

Die EU erwartet, dass Griechenland im laufenden Jahr erstmals seit Beginn der Rezession vor sechs Jahren wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum erzielt. Nach Regierungsangaben erzielte das Land im vergangenen Jahr erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt wieder einen Primärüberschuss im Haushalt. Die Arbeitslosenquote liegt bei offiziell rund 28 Prozent, viele Familien kämpfen um das wirtschaftliche Überleben. (afp/dpa)