Athen. . Während die Politiker in Athen einen zarten Silberstreif am Horizont des krisengeschüttelten Staates beschwören, wächst die Arbeitslosigkeit im Land weiter. Zwei Drittel der registrierten Arbeitslosen müssen ohne staatliche Hilfe überleben. Und zwei von drei jungen Leuten suchen verzweifelt eine Arbeit.

Die griechischen Regierungspolitiker reden beständig das Ende der sechsjährigen Rezession herbei und versprechen den baldigen Aufschwung. Aber das vielbeschworene „Licht am Ende des Tunnels“ ist ­zumindest in der neuesten Arbeits­losenstatistik nicht zu erkennen.

Die am Donnerstag von der staatlichen Statistikbehörde Elstat veröffentlichen Zahlen betreffen den Monat November 2013. Er markiert einen neuen, traurigen Rekord: Die Arbeitslosenquote stieg auf 28 Prozent, nach 27,7 Prozent im Oktober. Das ist der höchste jemals in Griechenland registrierte Wert.

Zum Vergleich: Vor Beginn der Krise, im November 2008, lag die Quote bei 7,8 Prozent. Nach Berechnungen von Elstat gingen zwischen November 2012 und November 2013 in Griechenland rund 113.000 Arbeitsplätze verloren.

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360 Euro Arbeitslosengeld – für maximal ein Jahr

Besonders dramatisch ist die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen stieg die Quote im November gegenüber dem Vormonat von 57,9 auf 61,4 Prozent. Auch unter den griechischen Frauen ist die Quote mit 32,2 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Besorgniserregend ist auch der ständige Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen, die bereits seit mehr als einem Jahr vergeblich Arbeit suchen. Das trifft auf etwa 960.000 der insgesamt knapp 1,4 Millionen Arbeitslosen in Griechenland zu.

Das Arbeitslosengeld von 360 Euro monatlich wird maximal ein Jahr lang gezahlt. Seit dem 1. Januar können Langzeitarbeitslose ein weiteres Jahr lang eine staatliche Unterstützung von 200 Euro im Monat beantragen, sofern das Familieneinkommen 10.000 Euro im Jahr nicht übersteigt.

Eine Sozialhilfe oder Grundsicherung wie Hartz IV gibt es in Griechenland nicht. Wer keine Arbeitslosenunterstützung mehr bezieht, verliert überdies seine Krankenversicherung.

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Zunehmendes Elend stärkt die Rechtsextremisten

Die Prognosen der Fachleute über die weitere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gehen weit auseinander. Die Regierung setzt im Haushalt für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent und einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 24,5 Prozent im Jahresmittel an. Experten des gewerkschaftsnahen Instituts für Arbeit erwarten dagegen eine Quote von rund 30 Prozent und bis 2016 einen weiteren Anstieg auf 34 Prozent.

Die Massenarbeitslosigkeit gilt als Hauptgrund für das Erstarken extremistischer politischer Gruppen in Griechenland, wie der Neonazi-Partei Goldene Morgenröte. In jüngsten Umfragen ist sie mit rund acht Prozent drittstärkste politische Kraft des Landes.