London. Staatsbesuch mit vollem Terminkalender: Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in London. Die Politikerin sprach am Mittag vor beiden Kammern des britischen Parlaments. Sie betonte die englisch-deutsche Verbundenheit, gedachte der Toten der Weltkriege und äußerte sich zur aktuellen Lage in der Ukraine.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zum Auftakt ihres Besuchs am Donnerstag in Großbritannien auf die "europäische Berufung " des Landes verwiesen. Merkel sprach am Mittag vor beiden Kammern des britischen Parlaments. Sie sei sich der Ehre sehr bewusst, die ihr zuteil werde, sagte sie zu Beginn ihrer Rede auf Englisch. Sie betrachte die Einladung "als Ausdruck der engen Beziehung zwischen beiden Ländern".

Auf Deutsch fuhr sie fort, sie spreche zu Vertretern einer Institution, welche die "Wiege des modernen Parlamentarismus" sei. Dann verwies sie auf das britische Engagement im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Vor diesem Hintergrund brauche Großbritannien "seine europäische Berufung nicht zu beweisen", sagte Merkel.

Außerdem gedachte die Kanzlerin der britischen Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Großbritannien gedenke in diesem Jahr besonders "der Toten, der Verluste und des unendlichen Leids, das es in diesen Kriegen durch Deutschland erfahren hat", sagte Merkel. "Als deutsche Bundeskanzlerin verneige ich mich vor den Opfern dieser schrecklichen Kriege." Merkel würdigte den Widerstand der Briten gegen die Nazi-Gewaltherrschaft: "Was wäre aus Europa heute geworden, hätte ihr Volk damals nicht so mutig widerstanden, zeitweise ganz allein."

Das Krisenland Ukraine auf dem Weg zur Stabilität begleiten

Zudem hat Merkel die Bereitschaft Europas bekräftigt, das Krisenland Ukraine auf dem Weg zur Stabilität zu unterstützen. Europa stehe dem Land bei, "wenn es darum geht, Recht und Freiheit zu schützen", sagte Merkel. Zugleich betonte sie, 100 Jahre nach dem Ersten und 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein Krieg mitten in Europa nicht mehr denkbar. Allerdings sei der letzte Krieg am Rande Europas noch keine Generation her, sagte die Kanzlerin mit Blick auf Ex-Jugoslawien. Diese Staaten bräuchten eine Perspektive.

Nach der Rede ist ein Treffen mit Premierminister David Cameron geplant, anschließend wollen beide Regierungschefs vor die Presse treten. Am Nachmittag wird Merkel im Buckingham Palast von Queen Elizabeth II. empfangen, bevor sie am Abend zurück nach Berlin reist.

Die konservative Regierung in London dringt auf EU-Reformen und will die Briten bis 2017 in einem Referendum über den Verbleib in der Union abstimmen lassen. Cameron dürfte sich für seinen europapolitischen Kurs Unterstützung aus Berlin erhoffen. (dpa)