Paris. Die Herzlichkeit Zwischen Bundeskanzlerin Merkel und dem Französischen Präsidenten Hollande erscheint weniger demonstrativ und aufgesetzt. Eine neue Lockerheit macht sich breit zwischen Paris und Berlin. Hollande und die nun von der SPD begleitete Kanzlerin können sich auf echte Probleme konzentrieren.

Die Krücken müssen weg. Zum Auftakt am Élysée-Palast schnappt sich der Staatschef gleich mal die Gehhilfen der Kanzlerin. Das Begrüßungsfoto von Präsident François Hollande und Regierungschefin Angela Merkel soll ungetrübt bleiben. Zum ersten deutsch-französischen Ministerrat zwischen Sozialisten und großer Koalition soll eine neue Lockerheit zwischen Paris und Berlin die Arbeit an oft schwer zu lösenden Problemen erleichtern.

Das Verhältnis sei vorher auch nicht schlecht gewesen, heißt es im diplomatischen Teil von Paris, aber nun "ist es vielfach unkomplizierter". Es sei für die sozialistische Regierung eben "einfacher mit einer Kanzlerin Merkel, die eine SPD an ihrer Seite hat, als mit einer Kanzlerin Merkel, die von der FDP begleitet wird". Auf französischer Seite gebe es nun "mehr Leichtigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit". Zu vielen, die jetzt in Berliner Ministerien säßen, gebe es persönliche, enge Beziehungen: "Die kennen sich auf Parteiebene."

Merkel sagt "lieber François"

Merkel greift die neue Leichtigkeit des Pariser Seins am Mittwoch umgehend auf. Gleich zweimal spricht die Kanzlerin den Staatschef während der gemeinsam Pressekonferenz sehr direkt als "lieber François" an. Und mit Blick auf künftig auch gemeinsame Reisen der Außen- und Verteidigungsminister setzt Merkel unter allgemeinem Gelächter noch einen drauf: "Wir müssen mal überlegen, sehr geehrter Präsident, lieber François, wo wir gemeinsam hinfahren können."

Die neue Gemeinsamkeit könnte Lösungen auch bei großen Themen beschleunigen. Den Gewaltausbrüchen in der Ukraine setzen Hollande und Merkel sehr schnell und entschlossen die Forderung nach Sanktionen entgegen. Hollande sieht das als europäisches Thema: "Die Ukraine ist nicht in Europa, aber die Ukrainer gehören zu Europa." Beide machen dabei deutlich, dass sie schrittweise vorgehen wollen und auf welcher Seite sie stehen. Sanktionen sollten diejenigen treffen, "die gewalttätig waren und das vorbereitet haben", sagt Hollande. Merkel ergänzt: "Wir fühlen mit den Menschen, die dort unter der Gewalt zu leiden haben."

Auch mit der deutsch-französischen Brigade setzen Präsident und Kanzlerin ein Zeichen, das für Hollande "mehr als nur ein Symbol ist". Die beiden Länder schicken Teile der gemeinsamen Einheit in das von islamischen Extremisten terrorisierte Land. Was für manchen Diplomaten "in Afghanistan verpasst" wurde, soll nun in Afrika umgesetzt werden - auch ohne Kampfeinsatz. Hinter vorgehaltener Hand heißt es dazu in Paris: "Die Militärs sind da Lichtjahre weiter als die Politiker." (dpa)