Kairo. Der ägyptische Ministerpräsident Hasem al-Beblawi hat im Staatsfernsehen den Rücktritt der Regierung des Landes bekannt gegeben. Bei der Präsidentschaftswahl im April will vermutlich der Verteidigungsminister und Oberkommandeur der Streitkräfte, Abdel Fattah al-Sisi, antreten.
Die ägyptische Übergangsregierung ist zurückgetreten. Das teilte der scheidende Ministerpräsident Hasem al-Beblawi am Montag im Staatsfernsehen mit. Er reagierte damit unter anderem auf Streiks, die in den vergangenen Wochen zahlreiche Behörden erfasst hatten.
Al-Beblawi war im vergangenen Sommer nach dem Sturz der islamistischen Regierung durch das Militär zum Regierungschef ernannt worden. Er sagte, Ägypten sei auf dem richtigen Weg in Richtung Demokratie. Die Ägypter müssten jedoch noch einige Herausforderungen meistern. Mit Blick auf die Streikenden sagte er, in dieser kritischen Übergangsphase müsse jeder seine "persönlichen Interessen" hintanstellen.
Als Nachfolger für Al-Beblawi ist angeblich der aktuelle Minister für Wohnungsbau, Ibrahim Mahlab, im Gespräch. Der Ingenieur war 2010 von Präsident Husni Mubarak zum Mitglied der zweiten Kammer des Parlaments ernannt worden.
Wahre Macht lag bei Armee
Bei der Mitte April anstehenden Präsidentschaftswahl will vermutlich Verteidigungsminister Abdel Fattah al-Sisi, der auch Oberkommandeur der Streitkräfte ist, als Kandidat antreten, muss dafür aber zuvor seine Ämter in Regierung und Armee niederlegen. Bei al-Sisi und den Streitkräften lag seit dem Sturz Mursis die wahre Macht in Ägypten. Der Oberkammandeur hat seine Kandidatur bisher offiziell nicht bekannt gegeben, doch gilt eine Bewerbung weithin als sicher.
Im Januar sagte er, er werde sich einer Kandidatur nicht verweigern, sollte er dazu "vom Volk aufgefordert werden" und ein Mandat der Armee erhalten. Die Abstimmung über die überarbeitete Verfassung Mitte Januar wurde gemeinhin auch als Referendum über die Übergangsregierung gewertet. Die Zustimmung zur Verfassung galt daher auch als Signal der Unterstützung für al-Sisi. Ende Januar erklärte die Militärführung zudem, sie willige in die Kandidatur al-Sisis ein. (afp/dpa)