Düsseldorf.. Nur jeder fünfte junge Vater in Nordrhein-Westfalen nimmt eine Auszeit für sein Kind. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die nordrhein-westfälische Familienministerin Ute Schäfer (SPD) am Montag in Düsseldorf vorgestellt hat. Bundesweit ist die Quote aber höher.

Nur jeder fünfte junge Vater in NRW nimmt eine berufliche Auszeit für sein Kind. Hauptursache: In NRW sind nur 34 Prozent der Mütter mit Kindern unter drei Jahren berufstätig (bundesweit 41 Prozent). Die Folge: Die Familie kann auf das höhere Einkommen des Vaters nicht verzichten. Die Münsteraner Professorin Irene Gerlach sieht in einer höheren Erwerbsquote der Frauen den Schlüssel für eine stärkere Nutzung des Elterngeldes der Väter.

Hohe Belastung im Job

Bei der Vorstellung von zwei Studien des Prognos-Instituts und des Forschungszentrums Personalpolitik der Uni Münster kündigte NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) einen „Familiengipfel“ im Herbst an, um mit Betrieben, Verbänden und Hochschulen über familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu beraten.

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NRW werde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dauerhaft nicht nur mit der Bereitstellung von Betreuungsplätzen und anderen Familienleistungen lösen können, sagte Schäfer. Notwendig seien mehr flexible Arbeitszeitmodelle, vollzeitnahe Teilzeit sowie Heimarbeit.

Nur 17 Prozent der Männer wollen ihre Arbeitszeit für die Familie reduzieren. Aber selbst diese Gruppe verringert die Arbeitszeit meist nicht, weil sie dies vor allem wegen des hohen Arbeitsaufkommens im Unternehmen für nicht machbar halten. Der Prognos-Experte David Juncke erwartet in den nächsten Jahren einen Anstieg der Müttererwerbsquote in NRW, weil im Kindergartenjahr 2013/14 das Angebot an U3-Kitaplätzen weiter ausgebaut wird.

Maximal 1800 Euro im Monat

Erziehungsberechtigte haben zwölf Monate Anspruch auf Elterngeld. Die Leistung ist gedeckelt auf maximal 1800 Euro im Monat – in NRW erhalten Väter mit durchschnittlich 1113 Euro geringfügig mehr als im Bundesdurchschnitt.

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In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit ist die Beteiligung von Vätern am Erziehungsgeld geringer, weil sich Väter für die Rückkehr in den Beruf bereit halten oder ihren Job nicht gefährden wollen. Die geringe Müttererwerbstätigkeit in NRW führt Prognos auch auf den großen Anteil geringer Bildungsabschlüsse (26,7%) junger Mütter zurück – bei Männern beträgt der Anteil 19,3 Prozent.

Ministerin Schäfer sieht in der Flexibilisierung der Arbeitszeiten eine Chance, den verfestigten demografischen Trend mit niedrigen Geburtenraten zu verändern. Das verlangt allerdings auch eine Bewusstseinsänderung: Laut Prognos-Umfrage sind in NRW 67 Prozent der Mütter und sogar 72 Prozent der Männer überzeugt, dass ein Kind unter drei Jahren darunter leidet, wenn seine Mutter arbeitet. In Sachsen sind nur rund 37 Prozent dieser Ansicht.

SPD-Familienexperte Wolfgang Jörg hält es für „höchste Zeit“, dass die „Altlasten des Ernährermodells“ überwunden werden, in dem der Vater allein für das Einkommen sorgt und die Mutter sich vor allem um die Erziehung der Kinder kümmert. Grünen-Expertin An­drea Asch forderte die Wirtschaft auf, mehr auf die Bedürfnisse von Familien mit Kleinkindern einzugehen.

FamilieGroßer Einkommensunterschied

Laut Studie der Uni Münster ist für 89 Prozent der Väter das Familienleben besonders wichtig – nur für 73 Prozent die Arbeit. Gleichzeitig wollen aber nur 15 Prozent der Männer weniger als 38 Wochenstunden arbeiten – 24 Prozent sogar mehr als 48 Wochenstunden.

Der durchschnittliche Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen in NRW beträgt 690 Euro monatlich (Prognos) – in Sachsen sind es 468 Euro. Deshalb ist es für Haushalte in NRW von höherer Bedeutung, ob der Vater oder die Mutter Elterngeld in Anspruch nehmen.