Berlin. Eine flächendeckende Impfung der Bevölkerung gegen die Schweinegrippe wird es erst ab Dezember geben. Der Hersteller des Impfstoffs sicherte am Mittwoch entsprechenden Nachschub zu. Gesundheitsminister Rösler appellierte an die Bevölkerung, zunächst den Risikogruppen Vortritt zu lassen.

Im Kampf gegen die Schweinegrippe wird es in NRW weiterhin Engpässe bei der Beschaffung des Impfstoffs Pandremix geben. „Bis Ende November werden wir den Impfstoff für 12,5 Prozent der Bevölkerung haben und bis Ende Dezember für 25 Prozent“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch nach dem Impfgipfel mit Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) in Berlin. Dies sei am unteren Ende dessen, was der Hersteller GlaxoSmithKline zugesagt habe.

Für NRW waren ursprünglich 420.000 Impfdosen pro Woche vorgesehen. In der kommenden Woche rechnet Laumann mit 140.000 Rationen.

Nach heftiger Kritik an den Lieferengpässen sagte GlaxoSmithKline verbindlich zu, bundesweit im November 9,3 Millionen Dosen und bis Jahresende 20 Millionen zu liefern. Mit einer flächendeckenden Impfung der Bevölkerung rechnet Bundesgesundheitsminister Rösler dennoch nicht vor Dezember. Zunächst sollten das medizinische Personal sowie die Risikogruppen geimpft werden.

Extra-Impfstoff für Schwangere

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD) kündigte indes an, dass Bund und Länder nun doch einen speziellen Impfstoff ohne Wirkverstärker für Schwangere einkaufen. Bestellt würden 150.000 Dosen. „Das hätte längst geschehen müssen“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Carola Reimann, gegenüber derwesten.de. Zugleich kritisierte sie die frühe Festlegung von Bund und Ländern auf GlaxoShmithKline als einzigen Hauptproduzenten des Impfstoffes. „Im Nachhinein kann man sagen, dass ein zweites Standbein gut gewesen wäre.“

Den Bundesländern warf Reinmann „föderales Versagen“ bei der Erstellung des Pandemieplanes vor. Viel zu lange sei nicht geregelt gewesen, wer wie geimpft werde und wie die Verteilung des Impfstoffes ablaufe. „Wir müssen die Pandemieplanung stärker zentralisieren“, sagte Reimann und regte eine „bundeinheitliche Impfplanung“ an.

Katholische Kirche empfiehlt Änderungen beim Gottesdienst

Indes plant die katholische Kirche wegen der Schweinegrippe drastische Einschränkungen für die Gottesdienste. Nach Informationen der NRZ empfiehlt die Deutsche Bischofskonferenz den Gläubigen, während der Liturgie vorerst auf den Friedensgruß zu verzichten, der mit einem Händeschütteln verbunden ist. Um die H1N1-Ansteckungsgefahr für die Kirchgänger zu verringern, wird in den 12 000 Pfarreien auch von der Möglichkeit der Mundkommunion abgeraten.

Außerdem empfehlen die deutschen Bischöfe insbesondere den Gläubigen, die die Heilige Kommunion verteilen, sich vor dem Gottesdienst sorgfältig die Hände zu waschen. Zuvor hatten bereits andere katholische Kirchen, etwa in Portugal oder Mexiko, ähnliche Maßnahmen ergriffen.

Bei der rheinischen Landeskirche sind derzeit keine gesonderten Vorsichtsmaßnahmen wegen der Schweinegrippe in Planung. Empfohlen werde allerdings die Praxis, die Oblate in den Wein zu tauchen, so Landeskirchen-Sprecher Jens Peter Iven. Einzelne Gemeinden an Rhein und Ruhr sind jedoch dazu übergegangen, Einzelkelche von der Größe eines Weinprobierglases auszugeben.