Berlin. Die Impfkommission macht Ärzten schwere Vorwürfe: Große Teile des Klinik-Personals und von Arztpraxen seien nicht gegen die Schweinegrippe geimpft. Und jeder nicht geimpfte Arzt gefährde seine Patienten. Heute empfängt Gesundheitsminister Rösler die Länderminister zum Impfgipfel.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Friedrich Hofmann, hat heftig bemängelt, dass große Teile des Personals in Kliniken und Arztpraxen nicht gegen Schweinegrippe geimpft sind. In der «Neuen Osnabrücker Zeitung» bezeichnete der an der Uni Wuppertal lehrende Professor nicht geimpftes Klinik- und Praxis-Personal als verantwortungslos. Nach seinen Studien zur Impf-Akzeptanz unter Klinikpersonal habe die Influenza-Durchimpfungs-Rate nur bei etwa 25 Prozent gelegen, sagte Hofmann. Auf das Urteil der Impfkommission stützt das Robert-Koch-Institut die Impf-Ratschläge, die es im Auftrag der Bundesregierung erteilt.

Hofmann sagte, ein nicht geimpfter Arzt laufe Gefahr Patienten nicht zu heilen, sondern krank zu machen. Dies gelte auch im Fall einer subklinischen Infektion, also wenn der Betroffene keine Symptome feststellt.

Ärzte mahnen Impfstoffproduzenten zu zügiger Lieferung

Die Bundesärztekammer hat die Hersteller des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe dazu ermahnt, das Serum wie vereinbart zügig zu liefern. Vizepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte am Mittwoch im rbb-Inforadio: «So wie diese uns immer daran erinnern, dass wir den Vertrag erfüllen müssen über 50 Millionen Impfdosen, muss man sie daran erinnern, dass sie den Impfstoff auch liefern müssen.» Außerdem stellte er die Frage, ob es klug war, in jedem Bundesland ein anderes Verteilungsverfahren durchzuführen. «Das sollte man bundeseinheitlich harmonisieren», sagte er.

Schließlich warb er dafür, die Impfbereitschaft der Bevölkerung weiter zu verstärken. Die Verunsicherung könne er gut verstehen. «Wir machen das erste Mal diese Impfung mit einem neuartigen Impfstoff. Und immer, wenn etwas das erste Mal ist, fragen die Menschen zurecht nach der Sicherheit.» Der Impfstoff habe nicht in der Intensität getestet werden können wie die alten Impfstoffe. Beim zweiten Mal werde alles leichter.

Rösler lädt zum Impfgipfel

Nach dem zögerlichen Start der Impfaktion gegen Schweinegrippe wollen Bund und Länder nun versuchen, die Probleme gemeinsam in den Griff zu bekommen. Am Mittwochnachmittag empfängt Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler seine Länderkollegen zu einem Impfgipfel in Berlin. Über das Ergebnis des Treffens wollen Rösler und die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, die thüringische Gesundheitsministerin Heike Taubert, im Anschluss informieren.

Thema des Gipfels sind die ersten Erfahrungen der Bundesländer mit der Impfung. Auch wollen die Gesundheitsminister erörtern, wie die Lage vor Ort aussieht und wie möglichen Schwachstellen in der Versorgung der Bürger begegnet werden kann. Außerdem sehen die Länder die Notwendigkeit sich abzustimmen, wie man zum Beispiel mit Schulen oder Kindergärten umgeht, in denen viele Schweinegrippefälle auftreten. (ap/ddp)