Köln. Alice Schwarzer kämpft für die Abschaffung der Prostitution. Eine rot-grüne Reform von 2002 habe Deutschland zur Drehscheibe des Frauenhandels gemacht, so die Frauenrechtlerin. Prominente aus Kunst, Kultur, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft unterstützen Schwarzers “Appell gegen Prostitution“ für eine Gesetzesänderung.
Zahlreiche Prominente aus Kunst, Kultur, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft haben einen "Appell gegen Prostitution" von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer unterzeichnet. Adressaten sind Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Bundestag, wie Schwarzer (70) am Montag in Köln mitteilte. Die Appell-Unterstützer fordern eine Änderung des Prostitutionsgesetzes von 2002. Deutschland sei zur "europäischen Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der Sextouristen aus den Nachbarländern" verkommen, heißt es in dem Aufruf, der langfristig die Abschaffung der Prostitution verlangt.
Zu den ersten 90 Unterzeichnern gehören die Ex-Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, Schauspieler und Künstler wie Senta Berger, Maria Furtwängler, Hannes Jaenicke, Wolfgang Niedecken, Dieter Nuhr, Ranga Yogeshwar und Margarethe von Trotta.
Auch Politiker unterstützen den Aufruf
Zudem unterstützen mehrere Politiker den Aufruf, der eine "Ächtung und, wenn nötig, auch Bestrafung der Freier" fordert: unter anderem die Vorsitzende der CDU-Frauenunion, Maria Böhmer, die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die EU-Abgeordnete Silvana Koch-Mehrin (FDP).
Die rot-grüne Bundesregierung hatte mit ihrem Gesetz Rechtsposition und Arbeitsverhältnisse von Prostituierten verbessern wollen. Die Frauen sollten ihren Lohn einklagen und sich bei den Sozialversicherungen anmelden können. Die Länder-Innenminister beklagten bereits 2010 eine deutliche Zunahme des Menschenhandels und forderten eine Gesetzesverschärfung.
Schwarzer schreibt in ihrer feministischen Zeitschrift "Emma", bundesweit gebe es geschätzt 400 000 bis eine Million Prostituierte - überwiegend Armuts- und Zwangsprostituierte. "Und Vater Staat kassiert mit." (dpa)