Düsseldorf. . Der Landtag-NRW hat 133 Delegierte für die Wahl des Bundespräsidenten bestimmt. Zur Bundesversammlung am 18. März werden neben Politikern Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geschickt, wie der Landtag am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Dazu gehören neben der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer der Komiker Ingo Appelt und der Regisseur Sönke Wortmann.

Nach kaum mehr als einer Minute war die kürzeste Tagesordnung der laufenden Legislaturperiode abgearbeitet – und die NRW-Delegation für die Bundesversammlung gewählt. Mit den Stimmen aller Fraktionen bestimmte der Landtag gestern 133 Wahlmänner und –frauen, die neben den Bundestagsabgeordneten aus NRW am 18. März im Reichstag den neuen Bundespräsidenten wählen sollen. Das Mandat für einen Tag ist begehrt, auch bei der Prominenz in Wirtschaft, Kultur oder Sport.

Ganz ohne Gerangel geht die Aufstellung der Parteien-Listen deshalb nicht ab. Innerhalb der CDU gab es etwa Naserümpfen über die Nominierung von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Dass die Feministin – nicht zuletzt nach ihrem Ärger um ihren Media-Turm mit der rot-grünen Landesregierung - mit einem Ticket zur geplanten Wahl von Joachim Gauck bedacht wurde, werten vor allem konservative CDU-Fraktionäre in Düsseldorf als Anbiederei.

FDP schickt eine reine Abgeordnetenriege nach Berlin

Auffällig, dass gleich mehrere Parteien ihre Listen für Migranten öffnen, um damit auch ein Zeichen zu setzen für friedliches Zusammenleben und gegen Fremdenfeindlichkeit. Für die CDU reist Mevlüde Genc, die 1993 beim Brandanschlag in Solingen fünf Angehörige verloren hatte, in die Hauptstadt. Die Grünen nominierten Gamze Kubasik, die Tochter des 2006 von Neonazis ermordeten Kioskbetreibers in Dortmund.

Bei allem Bemühen um außerparlamentarische Farbe – etwa durch Speerwurfeuropameisterin Linda Stahl bei der SPD oder Regisseur Sönke Wortmann bei den Grünen – bilden Parteifunktionäre, Abgeordnete und Minister das Gros der Gesandten aus NRW. Klarer als bei FDP und Linken könnte der Kontrast kaum sein. Während die FDP eine lupenreine Fraktionärsriege wählte, verzichtete die Linke darauf und besetzte alle acht Plätze mit Frauen und Männern aus sozialen Bewegungen, die möglichst für Beate Klarsfeld stimmen sollen.

Mitarbeiter stehen den insgesamt 1240 Wahlleuten für Berlin nicht zur Verfügung. Die Aufwandsentschädigung für einen Arbeitstag betrug zuletzt 60 Euro, dazu 170 Euro für die Hotelübernachtung plus ein Teil der Reisekosten.