Istanbul/Den Haag. Der Abbau syrischer Chemiewaffen kommt allmählich voran. Die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen meldet Fortschritte. Elf Standorte für C-Waffen seien überprüft worden, an sechs wurde Zubehör zerstört. Kämpfe zwischen Kurden und islamistischen Milizen kosten derweil mehr als 40 Menschen das Leben.
Die Experten der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) kommen mit ihren Arbeiten zur Vernichtung des syrischen C-Waffenarsenals voran. Wie die Organisation am Mittwoch in Den Haag mitteilte, hat das Team in dem Bürgerkriegsland inzwischen elf Standorte überprüft. An sechs Orten wurde demnach wichtiges Zubehör zerstört. Darunter seien auch Waffen der Kategorie 3 gewesen - also Munition, in der Giftgas transportiert werden kann.
Bis November sollen noch weitere Anlagen überprüft werden, über die die syrische Regierung die Organisation informiert hat. Die Zerstörung von Waffen und Zubehör werde ebenfalls fortgesetzt.
Am vergangenen Montag trat Damaskus offiziell der internationalen Chemiewaffen-Konvention bei. Anlass für den Beitritt war ein Giftgasangriff im August in der Nähe von Damaskus, bei dem etwa 1400 Menschen getötet worden waren. Unter Druck Russlands und der USA stimmte das Regime von Baschar al-Assad - das die Verantwortung für das Massaker von sich wies - schließlich der Vernichtung seines C-Waffenarsenals zu.
Blutige Machtkämpfe zwischen radikalen Islamisten und anderen Milizen
Die Fachleute hatten Anfang Oktober mit ihrer Arbeit in dem Bürgerkriegsland begonnen. Auch Inspekteure der Vereinten Nationen sind Teil des Teams mit derzeit etwa 60 Mitarbeitern - weitere sollen bald folgen. Die OPCW, die in der vergangenen Woche mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist verantwortlich für die Umsetzung der 1997 in Kraft getretenen Konvention und somit für den Abbau von C-Waffen.
In den von Rebellen kontrollierten Gebieten Syriens mehren sich derweil die blutigen Machtkämpfe zwischen radikalen Islamisten und anderen Milizen. Wie die oppositionelle Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, kamen bei Zusammenstößen zwischen kurdischen und islamistischen Kampfbrigaden in der Provinz Hasaka mindestens 41 Menschen ums Leben.
Nach UN-Schätzungen mehr als 100.000 Tote in Syrien seit März 2011
Den Angaben nach brachen die Kämpfe zwischen den Kurden und den dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehenden Gruppen Islamischer Staat im Irak und Syrien (ISIS) und der Al-Nusra-Front in der Nähe der türkischen Grenze aus. Unklar blieb zunächst der Grund für die Gefechte. Kurden wehren sich allerdings schon seit längerem gegen einen Einmarsch der Islamisten in die von ihnen bewohnten Gebiete.
In den vergangenen Wochen gab es zudem vermehrt Kämpfe zwischen den selbst ernannten Gotteskriegern und Angehörigen der oppositionellen Freien Syrischen Armee. Es gab zwar auch Vereinbarungen zum Waffenstillstand, doch der Frieden blieb stets fragil. Meist ging es bei den Auseinandersetzungen um die Hoheit in strategisch wichtigen Grenzregionen - wichtig, um den Nachschub an Kämpfern, Waffen und Lebensmitteln zu gewährleisten.
Im Syrienkonflikt sind seit seinem Beginn im März 2011 nach UN-Schätzungen inzwischen mehr als 100.000 Menschen getötet worden. (dpa)