Düsseldorf. . Hausbesitzer sollen mehr gegen Einbrecher tun: Die Polizeigewerkschaften fordern gesetzliche Mindeststandards zum besseren Schutz von Häusern und Wohnungen vor Dieben. Außerdem verlangt der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) aufgrund des dramatischen Anstiegs von Wohnungseinbrüchen in NRW mehr Anreizsysteme der Versicherungen für Umbauten, die das Haus sicherer machen.
Hausbesitzer sollen mehr gegen Einbrecher tun: Die Polizeigewerkschaften fordern gesetzliche Mindeststandards zum besseren Schutz von Häusern und Wohnungen vor Dieben. Außerdem verlangt der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) aufgrund des dramatischen Anstiegs von Wohnungseinbrüchen in NRW mehr Anreizsysteme der Versicherungen für Umbauten, die das Haus sicherer machen.
Nach Angaben des Direktors des Landeskriminalamtes (LKA), Wolfgang Gatzke, senkt bisher erst jede zweite Versicherung ihre Haftpflichtprämien nach Umbauten um 10 bis 15 Prozent. Gatzke setzt auf eine Änderung des Baurechts sowie freiwillige Selbstverpflichtungen der Wohnungsunternehmen für mehr Einbruchsschutz.
Zahl der Wohnungseinbrüche um 50 Prozent gestiegen
Hintergrund: In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW um 50 Prozent auf knapp 38.000 Delikte im ersten Halbjahr 2013 gestiegen. Erbeutet wurde unter anderem 20,4 Millionen Euro Bargeld sowie in großem Stil Uhren und Schmuck, berichtete Wolfgang Gatzke, der Direktor des Landeskriminalamtes, am Donnerstag bei einer Anhörung von Fachleuten im Innenausschuss des Landtages.
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Auch kleine Elektroteile wie Handys, Notebooks oder Fotoapparate sind beliebtes Diebesgut - alles, was wertvoll, nicht schwer und schnell zu versilbern ist. In ihrer Suchfahndungsdatei hat die NRW-Polizei etwa 100.000 Gegenstände aufgelistet.
Einbrecher gehen weniger in Nobel-Vororten auf Beutezug. "Villenviertel sind weniger betroffen", resümierte der Bochumer Kriminologe Prof. Thomas Feltes. Besonders häufig werden etwa Mehrfamilienhäuser und städtische Gegenden heimgesucht, und die Geschädigten sind häufig jung.
Gute Erfahrungen in den Niederlanden
In einer Anhörung im Landtag verwies BDK-Landeschef Wilfried Albishausen auf gute Erfahrungen mit Mindeststandards für Hausbauer in den Niederlanden. Dort darf seit 1999 nur noch mit Sicherheitstüren und –fenstern gebaut oder renoviert werden. Mit der Folge, dass die Einbruchskriminalität in den letzten vier Jahren um 25 Prozent sank. Auch Wolfgang Spies von der Gewerkschaft der Polizei (GdP), verlangte die Festlegung von Mindeststandards in der Bauordnung.
FDP-Rechtsexperte Robert Orth beklagte die „erschreckend niedrige Aufklärungsquote“ von 13,8 Prozent der Einbrüche in NRW. Kriminologen hätten bei der Auswertung mehrerer hundert Wohnungseinbrüche in Mülheim, Oberhausen und Wesel festgestellt, dass nur zwei bis drei Prozent der Täter später angeklagt würden.
Laut LKA-Lagebericht ist bereits jeder dritte Tatverdächtige Mitglied einer internationalen Bande – häufig aus Osteuropa. Diese "Migrationskriminalität" werde wahrscheinlich künftig eher steigen, berichtete ein Vertreter des Bundes Deutscher Kriminalbeamter über eine Einschätzung auf europäischer Ebene.
Die Beute kann zum Dieb führen
Weil professionelle Einbrecher selten identifizierbare Spuren hinterlassen, muss die Polizei häufig bei der Beute ansetzen. LKA-Landeschef Gatzke forderte deshalb eine Rückkehr zur gesetzlichen Dokumentationspflicht der Gebrauchtwarenhändler beim Ankauf von Waren. Seit einigen Jahren müssen Aufkäufer keine Belege nachweisen, woher die Ware stammt. Das erschwert die Zuordnung von Diebesgut.
Der Bochumer Kriminologe Frank Kawelovski unterstützte den Aufbau eines Internet-Portals, auf dem gestohlene Gegenstände gezeigt werden. Häufig könne Tatverdächtigen nicht nachgewiesen werden, woher Schmuck und Wertgegenstände in ihrer Wohnung stammten. Nicht selten erhielten Täter die Sachen sogar zurück, obwohl es sich offensichtlich um Diebesgut handele, sagte Kawelovski.