Berlin. Die Gewerkschaft der Polizei rechnet angesichts des demografischen Wandels mit deutlich mehr älteren Straftätern. Für diese Entwicklung müsse man sich wappnen, hieß es. Auffallen werden sie laut Expertenmeinung jedoch hauptsächlich durch Bagatelldelikte.

Deutschland muss sich nach Ansicht von Experten auf immer mehr kriminelle Senioren einstellen. "Aufgrund einer älter werdenden Gesellschaft werden wir auch vermehrt ältere Straftäter haben", sagte Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei am Mittwoch in Berlin. Auf einer Fachtagung beraten heute rund 100 Fachleute über Seniorenkriminalität.

Polizei und andere Behörden müssten sich für diese Entwicklung wappnen, beispielsweise durch Fortbildungen, hieß es. Allerdings steige die Zahl älterer Straftäter nicht so stark wie der Anteil der Senioren in der Gesellschaft.

Auch deutlich mehr Opfer im Seniorenalter

Der Kriminologe Frieder Dünkel warnt jedoch vor einem Bedrohungsszenario. Insbesondere auf Täterseite "haben wir es im Allgemeinen nicht mit besonders schwerwiegender Kriminalität zu tun", sagte der Greifswalder Professor der Nachrichtenagentur AFP. Demnach begehen Straftäter ab einem Alter von 60 Jahren vorwiegend Bagatelldelikte - etwa Ladendiebstähle, Beleidigungen oder fahrlässige Delikte im Straßenverkehr. "Anders als bei Erscheinungsformen von Jugendgewalt ist ein Bedrohungsszenario in diesem Bereich völlig unangemessen", betonte der Jurist.

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Nach Ansicht der Fachleute wird es auch mehr Opfer im Seniorenalter geben. So könnten die Fälle von häuslicher Gewalt in der Pflege steigen, sagte Thomas Görgen, Professor an der Deutschen Hochschule der Polizei. "Das bleibt für die Polizei ein schwer zugänglicher Bereich."

Bundesweit wurden laut Kriminalstatistik im vergangenen Jahr knapp 55.000 Menschen ab 60 Jahren Opfer von Straftaten. Mehr als sieben Prozent aller erfassten Tatverdächtigen waren 60 Jahre und älter. (dpa/afp)