Hamburg. Nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag hat sich Hans-Dietrich Genscher in die Suche nach den Ursachen eingeschaltet. Er sieht die Schuld an der FDP-Niederlage bei der Parteiführung. Die Liberalen seien in der Koalition nicht durchsetzungsstark genug gewesen, sagte er in einem Interview.

Der FDP-Ehrenvorsitzende Hans-Dietrich Genscher hat die Führung seiner Partei für das Ausscheiden aus dem Bundestag verantwortlich gemacht. "Es kam, wie es kommen musste, und nicht unverschuldet", sagte er dem Magazin "Der Spiegel".

Vor allem bemängelte Genscher die thematische Verengung der Liberalen auf Steuersenkungen. "Ich habe frühzeitig davor gewarnt", sagte der 86-Jährige. "Das galt übrigens auch bei Personalfragen." Es genüge nicht, aus der Opposition heraus ein gutes Wahlergebnis zu erzielen. "Man muss in der Regierung seine Vorstellungen auch durchsetzen. Das wurde nicht geschafft."

"Diese Zweitstimmenkampagne war unwürdig"

In der Woche vor der Bundestagswahl, bei der die FDP mit 4,8 Prozent den Wiedereinzug ins Parlament verpasst hatte, habe seine Partei falsch gehandelt, monierte Genscher. "Diese FDP-Zweitstimmenkampagne war unwürdig."

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Umfragen zeigten, dass "handelnde Personen" in der FDP nicht das Vertrauen der Wähler gehabt hätten, sagte Genscher. Mit Blick auf den scheidenden Parteichef Philipp Rösler sagte der Ehrenvorsitzende, manche Äußerung sei den Menschen zu kalt erschienen.

Rösler hatte nach der Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker gesagt, die Schlecker-Frauen würden schon eine Anschlussverwendung finden. Gerade in einer Zeit existenzieller Herausforderungen müssten Politiker Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigen, mahnte Genscher. (rtr)