Washington. Doppelschlag im Anti-Terror-Kampf: Mitten in der Nacht nimmt eine US-Spezialeinheit in Somalia das Haus eines Extremisten-Führers ins Visier. Nahezu zeitgleich geht den USA in Libyen ein seit mehr als zehn Jahren gesuchter Top-Terrorist ins Netz. Der Doppelschlag forderte mehrere Todesopfer.
Zwei Wochen nach dem blutigen Geiseldrama in Nairobi ist US-Spezialkräften offenbar ein Schlag gegen die islamistische Al-Shabaab-Miliz in Somalia gelungen. Soldaten der Elitetruppe Navy Seals griffen in der Nacht zum Samstag das Haus eines Anführers im Süden des Landes an, wie die "New York Times" am Samstag (Ortszeit) online unter Berufung auf einen Vertreter der US-Sicherheitsbehörden berichtete. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, George Little, bestätigte einen Einsatz, an dem US-Militärs beteiligt gewesen seien.
Noch vor dem Morgengrauen seien die Spezialkräfte vom Indischen Ozean aus angerückt und hätten im somalischen Küstenort Barawe das Feuer auf ein Haus eröffnet, hieß es in dem Zeitungsbericht. Der Angriff sei vor mehr als einer Woche geplant worden - als Reaktion auf den Anschlag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Die Al-Shabaab-Miliz hatte sich zu der Attacke auf die dortige Westgate-Mall bekannt. Maskierte Terroristen waren in das Einkaufszentrum eingedrungen und hatten um sich geschossen. Nach mehreren Tagen endete die Geiselnahme mit mindestens 72 Toten.
Vermutlich wurden fünf Al-Shabaab-Kämpfer getötet
Wie ein US-Regierungsvertreter der "Washington Post" sagte, wurden bei dem nächtlichen Einsatz in Barawe vermutlich fünf Al-Shabaab-Kämpfer getötet. Auch das hochrangige Mitglied der Miliz soll getötet worden sein. Doch ehe die Spezialtruppe dies prüfen konnte, hätte sie sich zurückziehen müssen, sagte ein US-Regierungsvertreter der "New York Times". US-Militärs wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums nicht verletzt. Die Navy Seals sind die Elite-Einheit des US-Militärs. Die Einheit tötete im Mai 2011 auch Terrorchef Osama bin Laden in Pakistan.
Al-Shabaab hatte zuvor mitgeteilt, dass ausländische Streitkräfte am Samstagmorgen ihre Stellungen in Barawe angegriffen hatten. Somalia leidet seit mehr als zwei Jahrzehnten unter einem blutigen Bürgerkrieg vor allem zwischen der - von afrikanischen Truppen unterstützten - Zentralregierung und der Al-Shabaab.
Fast zeitgleich wurde bekannt, dass Spezialkräfte in Libyen den Top-Terroristen Abu Anas al-Libi gefangen nahmen, der wegen der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 gesucht wird. Er werde gegenwärtig von US-Militärs an einem sicheren Ort außerhalb Libyens festgehalten, schrieb Pentagon-Sprecher Little beim Kurznachrichtendienst Twitter. Al-Libi gehört zu den meistgesuchten Terroristen weltweit. Bei den zeitgleichen Anschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Daressalam (Tansania) im Jahr 1998 waren 230 Menschen getötet worden, Tausende wurden verletzt.
Auch interessant
Libysche Regierung soll eingeweiht gewesen sein
Laut der "New York Times" wurde al-Libi nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis gefasst. CNN zufolge soll die Regierung des Landes an dem Einsatz beteiligt gewesen sein. Der mutmaßliche Terroranführer war im Jahr 2000 von einem Gericht in New York wegen seiner Rolle bei den tödlichen Attacken angeklagt worden.
Die US-Bundespolizei FBI setzte danach eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro) auf Hinweise aus, die zu seiner Ergreifung führen. Ob der mutmaßliche Terroranführer bei der Festnahme verletzt wurde, war zunächst nicht bekannt. (dpa)