Berlin. Nach ihrer ersten Sondierungsrunde haben Union und SPD ein weiteres Verhandlungsgespräch vereinbart. Das Treffen solle am 14. Oktober stattfinden, sagte SPD-Generalsekreträrin Andrea Nahles am Freitag in Berlin. Beide Seiten lobten die “konstruktive Atmosphäre“ während des ersten Gesprächs.

Der Anfang ist gemacht. Er war so vielversprechend, dass SPD und Union am 14. Oktober erneut miteinander reden wollen. "Es macht Sinn, und es ist notwendig, weiter zu sondieren", versicherte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe am Freitag in Berlin. Aus SPD-Teilnehmerkreisen hieß es, "die wollten uns warmhalten".

Beide Seiten lobten demonstrativ die "konstruk­tive Atmosphäre". Wenn man eine Koalition als eine politische Ehe ­betrachtet, dann sind die Sondierungen der Flirt. Verlobung, Ehevertrag, Mitgift – das kommt alles später.

Den Zeitrahmen – drei Stunden – haben sie nicht mal voll ausgeschöpft. Über Details sei nicht geredet worden. Sie hätten die "großen Themenblöcke" identifiziert: Europa, Finanzen, Energiewende und "nicht zuletzt Bildung und Familie", so SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. Zur Vertrauensarbeit gehört wohl, dass beide Seiten sich öffentlich nichtssagend äußerten.

Kartoffelsuppe zwischendurch

Offenbar blieben die Differenzen aber nicht nur vor laufenden Kameras unterbelichtet. Man hat sie nur angedeutet. So hat die SPD zum Thema Finanzen bloß mehr Steuergerechtigkeit und einen stärkeren Einsatz gegen Steuerbetrug angemahnt.

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Es gab Kartoffelsuppe, mit und ohne Fleisch, sozusagen halber Veggie-Day. Aber schon die Sitzordnung im "Raum Berlin" der Parlamentarischen Gesellschaft war etwas für politische Feinschmecker: Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer saßen auf der SPD-Seite Sigmar Gabriel und ­Hannelore Kraft gegenüber. Sie ist die Wortführerin der SPD-Länder im Bundesrat und gab sich zuletzt als die Schutzpatronin der Basis aus.

Hannelore Kraft rückt ins Zentrum

Kraft, Gabriels Stellvertreterin, gehörte formal schon bisher zur Beletage der Sozialdemokratie. Aber gestern rückte sie für jedermann sichtbar ins Zentrum. Vor Merkels Herausfor­derer Peer Steinbrück, vor SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Das Wort führte auf SPD-Seite meist Gabriel. 21 Unterhändler saßen am Tisch. Viele wollten auch reden. Da ahnt man, wie schnell die Zeit verflog und warum man am 14. Oktober das Gespräch vertiefen will.

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Die Terminierung ist leicht erklärbar. Am nächsten Donnerstag will die Union bei den Grünen sondieren. Der 14. Oktober ist ein Montag, da tagen traditionell die Gremien der Parteien. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt: "Sondierungsgespräche müssen ja auch wirken." Man wird dann in aller Ruhe intern über die Ergebnisse beraten und womöglich die Entscheidung über die Aufnahme von Koalitionsgesprächen treffen.

Die Atmosphäre zeigte Dobrindt bereits, dass man mit "besonderer Verantwortung" umgehe. Das zielte auf die SPD. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass gerade die CSU sich um die SPD bemühte. "Herr Seehofer", ­verriet Nahles, "war guter Dinge."