Düsseldorf. . CDU-Landeschef Armin Laschet gehört nicht zur Sondierungsgruppe von Angela Merkel. Dabei ist sein Landesverband der mitgliederstärkste in Deutschland. Und für die nordrhein-westfälische CDU geht es bei den Vorverhandlungen in Berlin auch um persönliche Interessen.

Als die politisch interessierte Öffentlichkeit am Freitagmittag gebannt auf das erste Abtasten der Unterhändler von CDU, CSU und SPD für eine Große Koalition starrt, sitzt Armin Laschet in seinem Düsseldorfer Büro und wartet auf einen Anruf. Telefonisch soll der Chef der NRW-CDU über den Verlauf jener Gespräche informiert werden.

Obwohl der 52-jährige Aachener den bundesweit mitgliederstärksten Landesverband führt, der im neuen Bundestag die meisten Abgeordneten stellen wird, darf er nicht selbst an den Sondierungsgesprächen teilnehmen.

Nicht nur er muss draußen bleiben

Ein Affront? Für die Zusammenstellung ihrer siebenköpfigen CDU-Delegation kann Bundeskanzlerin Angela Merkel plausible Gründe anführen. Laschet ist ­zudem nicht der einzige Partei- ­Vize, der draußen bleiben muss. Auch Ursula von der Leyen, Julia Klöckner und Thomas Strobl sitzen nicht mit am Tisch.

Allerdings zweifelt niemand daran, dass von der Leyen Bundesministerin bleibt, Klöckner hat sich als Oppositionsführerin in Rheinland-Pfalz einen Namen gemacht, und Strobl, der Schwiegersohn von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, ist seit Jahren fest im Bundestag verankert. Nur bei Laschet weiß man nicht, was diese komplizierte Berliner Regierungsbildung mit ihm und der NRW-CDU machen wird.

Laschet ist im Hauptberuf nur einfacher Landtagsabgeordneter. Nach der 26-Prozent-Schmach bei der Landtagswahl 2012 übernahm er den NRW-Vorsitz vom unglücklichen Norbert Röttgen. Landtagsfraktionschef blieb der kernige westfälische Sozialpolitiker Karl-Josef Laumann.

Laschet versucht seither, das Beste aus dieser Doppelspitze zu machen. Er führte die NRW-Abgeordneten der verschiedenen Parlamente zusammen, traf Wirtschaftsvertreter, die keinen Draht mehr zur CDU an Rhein und Ruhr hatten. Aus dem Kleinklein der Landtagsarbeit hält er sich weitgehend raus.

Armin Laschet patzte mit einer Äußerung zu Steuererhöhungen 

Kurz vor der Bundestagswahl legte er ein Strategiepapier zur Energiewende vor, eines zum ­Thema Infrastruktur soll folgen. „Die Doppelspitze ist nicht so schlecht wie ihr Ruf“, heißt es inzwischen im Landesverband. Nun sollen wichtige NRW-­Interessen der Industriepolitik, der Energiewende und der Infrastruktur in Berlin platziert werden.

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Laschet wirkt seit dem Wahlabend besonders munter. Fast täglich gibt er Interviews und wurde bereits als künftiger Bundes­minister in vier verschiedenen ­Ressorts gehandelt. Unglücklicherweise verlängerte er mit einer ­unbedachten Zeitungsäußerung die für die Union brandgefährliche Steuererhöhungsdebatte.

Sein ­Generalsekretär Bodo Löttgen musste mit einer Rundmail an alle Mitglieder löschen. „Das wird Mutti nicht gefallen haben“, ätzt mancher Hintersasse mit Blick auf Merkels angebliche Aversion gegen politische Geschwätzigkeit.

Zwei Parteifreunde sind gesetzt

Laschets Chancen auf ein Bundesministerium wären dem Ver­nehmen nach in einer Großen ­Koalition nicht allzu groß. Eine Ansage der Kanzlerin hierzu gibt es freilich nicht.

Ronald Pofalla und ­Hermann Gröhe gelten als sichere Kabinettskandidaten der NRW-CDU. Bei Schwarz-Grün, das Laschet schon wegen seiner Freundschaft zum grünen Parteichef Cem Özdemir läge, könnte er leichter berufen werden. Insgesamt wird jedoch das Erwartungsmanagement zum Problem: Je häufiger Laschet als Minister genannt wird, desto ­größer am Ende die Enttäuschung.

Klar ist zugleich, dass Laschet als wahrscheinlicher Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2017 irgendwann eine Bühne benötigt. Selbst wenn Ministerpräsidentin Hannelore Kraft unruhigere Zeiten ins Haus stehen sollten – ihre Popu­larität wäre von einem CDU- ­Landesvorsitzenden ohne klaren Geschäftsbereich wohl kaum zu brechen.