Rom. . Premiere bei der von Skandalen geplagten Vatikanbank IOR: Erstmals hat das Institut seine Bilanz veröffentlicht. Im vergangenen Jahr vervierfachte das Geldhaus seinen Gewinn auf 86,6 Millionen Euro (Vorjahr: 20,3 Millionen Euro). Das geht aus dem am Dienstag vorgestellten Jahresabschluss hervor.

„Ach wie sehr wollte ich eine arme Kirche“, sagt Papst Franziskus. „Für uns und unsere Kunden hat das Jahr 2012 optimale wirtschaftliche Ergebnisse gebracht“, sagt Ernst von Freyberg. Der 55-jährige schwäbische Finanzmanager leitet seit Februar die Vatikanbank, das „Institut für Werke der Religion“ (IOR). Und dieses hat 2012 seinen Netto-Jahresgewinn mehr als vervierfacht: von 20,3 auf 86,6 Millionen Euro.

Doch die Sensation liegt nicht allein in diesen Zahlen. Für das von Geheimnissen und Skandalen umwitterte IOR bedeutet der ­1. Oktober 2013 auch einen historischen Wandel: Zum ersten Mal, seit Leo XIII. im Jahr 1887 einen Fonds „für fromme Angelegenheiten“ einrichtete, hat das vatikanische Geldinstitut einen Jahresbericht veröffentlicht.

Transparenz versprochen

Verschleiert, heißt es, werde nun nichts mehr; die einhundertseitige Bilanz genüge den international anerkannten Richtlinien der Branche. „Wir halten unser Versprechen zur Transparenz“, sagt von Freyberg, „und reagieren damit auf die berechtigten Erwartungen der katholischen Kirche, unserer Kunden, unserer Partnerbanken und der Öffentlichkeit.“

Die Kunden: rund 18.900 sind es, zumeist Ordensgemeinschaften, dann die Behörden des Vatikans, die diplomatischen Vertretungen des Papstes, Kardinäle, Bischöfe, Priester – alles Einrichtungen oder Personen, so steht es in der Bilanz, „die Teil der Katholischen Kirche sind und ihr dienen“. Jedenfalls theoretisch: Bis Ende des Jahres braucht die US-amerikanische „Promontory Group“ noch, um alle Konten daraufhin zu durchleuchten, ob sie wirklich den angegebenen Inhabern gehören – oder diese nur als Strohmänner für dubiose Figuren dienen.

900 zweifelhafte Kunden, so meldet es der „Corriere della Sera“, seien bereits vor die Tür gesetzt worden; auch hätten die irakische, iranische und indonesische Botschaften so auffällig hohe Bargeldbeträge abgehoben, dass man sich von dieser Klientel trennen wolle. Die Vatikanbank war immer wieder mit illegalen Geldwäschegeschäften in Verbindung gebracht worden. Im Sommer waren die beiden bisherigen IOR-Direktoren zum Rücktritt gedrängt und durch Manager mit internationaler Reputation ersetzt worden.

Lukrativer Handel mit Anleihen

Für die Gewinnexplosion im vorigen Jahr hat der Handel mit Staatsanleihen gesorgt. Wo 2011 ein Loch von 38,2 Millionen Euro klaffte, häuft sich nun ein Ertrag von 51,1 Millionen Euro.

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Das muss allerdings nicht so bleiben: Die Bilanz weist ausdrücklich darauf hin, dass das IOR insgesamt 1,8 Milliarden Euro in europäischen Risikostaaten wie Spanien, Portugal, Irland angelegt hat; in der Hauptsache aber 1,2 Milliarden Euro in italienischen Staatstiteln. Immerhin liegen keinerlei griechische Papiere in den Tresoren.

Vom Gewinn führt das IOR 54,7 Millionen Euro direkt an den Heiligen Stuhl ab, der Rest (31,9 Millionen Euro) geht in die Risiko-Rücklagen.