Vatikanstadt. Papst Franziskus hat seine Beratungen mit acht Kardinälen über eine Reform der Kurie begonnen. Im Vorfeld äußerte sich der Papst gegen eine zu starke Ausrichtung der Kirche auf den Vatikan. An den bis Donnerstag andauernden Gesprächen nimmt auch der Münchener Erzbischof Reinhard Marx teil.
Zum Auftakt der Beratungen einer Reformkommission hat sich Papst Franziskus gegen eine zu starke Ausrichtung der katholischen Kirche auf den Vatikan gewandt. In einem am Dienstag in der Zeitung "La Repubblica" veröffentlichten Interview rief das Kirchenoberhaupt zu einer stärker "horizontal" organisierten Kirche auf. Zugleich trat erstmals eine Kommission aus acht Kardinälen, darunter der Deutsche Reinhard Marx, zusammen, die eine Reform der Kirchenverwaltung erarbeiten soll.
Die Kirchenführer seien oftmals "Narzissten", die "Schmeicheleien" liebten, sagte der Papst "La Repubblica". Die acht Kardinäle der Kommission, mit denen er am Dienstag Beratungen über die Modernisierung der Kirchenverwaltung aufnahm, seien dagegen "Weise, die von denselben Gefühle wie ich selbst angetrieben sind". Es gehe um eine "nicht allein vertikale, sondern auch horizontale Kirche", sagte Franziskus.
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Beschlüsse sind nicht geplant
Die "vatikanzentrische Sicht" vernachlässige die umgebende Welt und er werde sein Mögliches tun, sie zu ändern, versprach der Papst. Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio fordert seit seiner Wahl zum Papst im März "eine arme Kirche für die Armen". In dem Interview sagte er, das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) habe beschlossen, "der Zukunft mit modernem Geist entgegenzusehen". Dafür sei auch der Dialog mit anderen Kirchen und den Atheisten notwendig.
Als größte Probleme der Welt nannte Franziskus die Arbeitslosigkeit der Jungen und die Einsamkeit der Alten. Der "wilde Liberalismus" führe dazu, dass "die Starken stärker, die Schwachen schwächer und die Ausgeschlossenen ausgeschlossener" würden, kritisierte der Papst, der für seine einfache Lebensweise bekannt ist.
Vatikanbank fordert zur Schließung von Konten auf
Franziskus traf am Dienstag erstmals mit der Reformkommission zusammen, um über eine Reform der Kirche zu beraten. Das Treffen mit den im Mai ernannten Würdenträgern von fünf Kontinenten, das nach Vatikanangaben in der Bibliothek der Papstwohnung stattfand, ist das erste einer Serie von Treffen. Es soll bis Donnerstag dauern. Beschlüsse oder öffentliche Mitteilungen sind nicht geplant. Zu den acht Kardinälen gehört auch der Münchener Erzbischof Marx.
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Wichtige Reformschritte wurden im Juni bereits bei der von Skandalen erschütterten Vatikanbank IOR eingeleitet. Im Bemühen um mehr Transparenz veröffentlichte sie am Dienstag erstmals einen Rechenschaftsbericht. "Bei der IOR arbeiten wir hart an unserem Teil des Reformprozesses", sagte der deutsche Bankpräsident Ernst von Freyberg. Ihren Angaben zufolge hat die Bank 2012 einen Gewinn von 86,6 Millionen Euro erzielt - und ihn damit im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht.
Laut einem Bericht von "Corriere della Sera" verschickte die Bank am Montag im Zuge einer internen Überprüfung Briefe an 900 Kunden mit der Aufforderung zur Schließung ihrer Konten wegen des Verdachts auf Geldwäsche oder Finanzierung des Terrorismus. Darunter seien auch Konten von Diplomaten des Iran, Iraks und Indonesiens, auf denen es verdächtige Bewegungen gegeben habe. Ein IOR-Sprecher sagte auf Nachfrage, nicht in allen Fällen bestehe der Verdacht illegaler Aktivitäten. (afp)