Rom.. Im Zuge von Korruptionsermittlungen haben zwei Chefs der Vatikan-Bank ihre Posten geräumt. Direktor Paolo Cipriani und Vize-Direktor Massimo Tulli hätten am Montag ihren Rücktritt eingereicht, teilte der Vatikan mit. Vor drei Tagen war der Buchhalter in der Vatikan-Verwaltung festgenommen worden.

Die neue millionenschwere Korruptionsaffäre um die
skandalträchtige Vatikanbank hat zu ersten personellen Konsequenzen geführt. Am
Montagabend erklärten Generaldirektor Paolo Cipriani und sein Vize Massimo Tulli
ihren Rücktritt. Sie hätten nach vielen Jahren Arbeit für das Geldhaus
entschieden, dass dieser Schritt das Beste für die Interessen der Bank und des
Vatikans sei, teilte der Kirchenstaat mit. Ihre Aufgaben übernimmt nun
übergangsweise der deutsche Präsident Ernst von Freyberg.

Nach italienischen Medienberichten soll der Rücktritt in Zusammenhang
mit der Festnahme des hochrangigen Vatikan-Geistlichen Nunzio Scarano am vergangenen
Freitag stehen. Scarano werden Korruption, Betrug und Verleumdung vorgeworfen.
Medien berichteten am Dienstag, Cipriani und Tulli hätten von Scaranos
Geschäften gewusst und ihm den Transfer von hohen Geldsummen über seine
Vatikanbank-Konten ermöglicht. Dem Geistlichen wird vorgeworfen, einem früheren
Geheimdienstmitarbeiter 400.000 Euro gezahlt zu haben, damit dieser 20 Millionen
Euro Bargeld illegal von der Schweiz nach Italien bringt.

Verdacht der Geldwäsche

Cipriani stand bereits früher im Visier der Ermittler, die seit
Jahren wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen die Vatikanbank ermitteln. 2010
wurden wegen des Verdachts auf Geldwäsche 23 Millionen Euro auf einem Konto der
Bank beschlagnahmt, Cipriani und der damalige Chef des Geldhauses, Ettore Gotti
Tedeschi, gerieten ins Visier der Ermittler. Cipriani arbeitete seit 2007 für
das Geldhaus.

Das Istituto per le Opere di Religione IOR (Institut für die
religiösen Werke), so der Name der Vatikanbank, ist oft mit Skandalen in
Verbindung gebracht worden und stand lange wegen wenig transparenter Geschäfte
in der Kritik. Papst Franziskus hatte nach seinem Amtsantritt im März mehrfach
angekündigt, das Institut reformieren zu wollen. Auch von Freyberg hatte nach
seinem Amtsantritt betont, konsequent gegen Geldwäsche und Korruption im Umfeld
der Bank vorgehen zu wollen.

Hat der Papst sie "abgesägt"?

Italienische Medien spekulierten am Dienstag, der Schritt Ciprianis
und Tullis könnte möglicherweise ein Teil des Reformprozesses und nicht ganz
freiwillig erfolgt sein. "Bevor neue Blitzaktionen der Staatsanwaltschaft Rom
den Vatikan treffen, hat Franziskus die Spitzen
des IOR abgesägt", schrieb die Tageszeitung "La Repubblica".

Kardinal Angelo Bagnasco sagte, die Rücktritte seien seiner Meinung
nach ein Teil der Reformpläne von Franziskus. "Der Heilige Vater hat mehrmals
gesagt, dass er eine Überprüfung und Reform des IOR plant", sagte er der
Nachrichtenagentur Ansa zufolge. Der Rücktritt füge sich nun in diese Intention
des Papstes.

Der am Freitag festgenommene Scarano saß am Dienstag weiter in
Untersuchungshaft. Eine Richterin soll darüber entscheiden, ob sie seinem Antrag
auf Entlassung aus der Haft und Hausarrest stattgibt. Scarano hatte in seiner
Vernehmung am Montag zugegeben, den Geheimdienstler mit dem Millionen-Transport
beauftragt zu haben - allerdings habe es sich dabei nur um einen
Freundschaftsdienst gehandelt, aus dem er keinen persönlichen Vorteil gezogen
habe. (dpa)