Berlin. Ein Wirtschaftsprofessor aus Münster hat einem Medienbericht zufolge Plagiatsvorwürfe gegen den SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier erhoben. Dessen 1991 eingereichte Promotion weise “umfangreiche Plagiatsindizien“ auf. Steinmeier nannte die Vorwürfe “absurd“.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier setzt sich gegen Plagiatsvorwürfe wegen seiner juristischen Doktorarbeit zur Wehr. Die Anschuldigungen des Münsteraner Hochschullehrers Uwe Kamenz, Steinmeier habe in seiner Promotion von 1991 unsauber zitiert, sei absurd, sagte der Politiker dem Magazin "Focus".

Einer Überprüfung der Arbeit durch die Universität Gießen sehe er mit Gelassenheit entgegen. Die Hochschule wird am Montag über ihr weiteres Vorgehen entscheiden, wie eine Sprecherin dem "Focus" sagte. Kamenz hat eine Überprüfung der Doktorarbeit Steinmeiers angeregt. Gegebenenfalls solle dem SPD-Politiker der Titel entzogen werden.

Indizienlage angeblich mit dem Fall Schavan vergleichbar

Laut "Focus" hat Kamenz' Software Steimeiers Arbeit mit nahezu 100 Quellen verglichen und an mehr 500 Stellen problematische Übereinstimmungen gefunden. Dabei würden 60 Passagen als Verschleierung bewertet. In den Fällen werde eine inhaltliche Übereinstimmung mit einer Quelle dokumentiert, tatsächlich aber der gesamte Wortlaut abgeschrieben.

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Für Kamenz sei die Indizienlage mit dem Fall der früheren Bildungsministerin Annette Schavan vergleichbar, der im Februar der Doktortitel entzogen wurde und die gegen die Entscheidung der Universität Düsseldorf klagt.

Die Universität Gießen will sich mit den Vorwürfen am Montag beschäftigen, wie eine Sprecherin dem Magazin sagte. Sollte sich die Hochschule zu einer Prüfung seiner Arbeit entscheiden, sehe er "dem Ergebnis mit großer Gelassenheit entgegen", sagte Steinmeier.

Jura-Professor sieht überwiegend "lässliche Sünden"

Der Berliner Jura-Professor Gerhard Dannemann wertete dem "Focus" zufolge die Steinmeier zur Last gelegten Vorwürfe überwiegend als "lässliche Sünden" oder als unproblematisch. Er sei aber auch auf drei kritische Passagen gestoßen.

Steinmeier war unter Gerhard Schröder Kanzleramtschef und in der großen Koalition zwischen 2005 und 2009 Außenminister. Seit 2009 führt er die SPD-Fraktion im Bundestag. Steinmeier soll auch an Sondierungsgesprächen mit der Union teilnehmen. (rtr/dpa)