Berlin. . Der Kampf um Spitzenposten bei den Grünen ist in vollem Gange. Nach Katrin Göring-Eckardt – im Wahlkampf als Co-Spitzenkandidatin an der Seite des Linken Jürgen Trittin – kündigte nun auch Kerstin Andreae an, sich um den Posten der Fraktionschefin zu bewerben.

Nach dem gescheiterten Linkskurs der Grünen und dem Debakel bei der Bundestagswahl fühlen sich die Realpolitiker in der Partei gestärkt. Jedenfalls streben gleich mehrere Vertreter des realpolitischen Flügels Spitzenjobs in der neuen grünen Bundestagsfraktion an.

Nach Katrin Göring-Eckardt (47) – im Wahlkampf als Co-Spitzenkandidatin an der Seite des Linken Jürgen Trittin – kündigte nun auch Kerstin Andreae an, sich um den Posten der Fraktionschefin zu bewerben. Die 44-Jährige ist ausgewiesene Wirtschaftsexpertin und zählt wie Göring-Eckhardt zum eher rechten Parteiflügel.

„Die Niederlage vom 22. September schmerzt“, schrieb Andreae in einem Brief an die Fraktion. „Aber wir lernen aus ihr.“ Inhaltliche Neuaufstellung bedeute auch, „Bisheriges zu hinterfragen, auch zu korrigieren, ohne an unseren ökologischen und sozialen Grundsätzen zu zweifeln“.

Göring-Eckardt gibt Präsesamt ab

Zwar haben die Grünen bisher stets ihre Doppelspitze mit je einem Vertreter des linken und des realpolitischen Flügels besetzt. Doch gilt es nach der Wahlpleite als nicht ausgeschlossen, dass beide Realos gewählt werden. Durchsetzen müssten sich Göring-Eckardt, die gestern vorsorglich ihr Präsesamt an der Spitze der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland niederlegte, und Andreae gegen Anton Hofreiter (43). Der Verkehrsexperte aus Bayern wird zwar der Parteilinken zugerechnet, ist aber auch für seine ruhige, bedächtige Art geschätzt. In einem Interview deutete er einen po­litischen Kurswechsel der Grünen an – weniger Steuerpolitik, mehr Öko: „Wir werden uns auf die grünen Themen konzentrieren müssen.“

Auch das Rennen um den Parteivorsitz der Grünen ist in vollem Gange. Gestern meldete Simone Peter (47) ihre Kandidatur an. Sie könnte Claudia Roth nachfolgen, die nicht mehr antritt. Peter gilt zwar als Linke in der Partei, sammelte 2009 bis 2012 jedoch schon Erfahrungen mit bürgerlichen Partnern – als Umweltministerin in der „Jamaika“-Koalition mit CDU und FDP im Saarland.

Als zweiter Anwärter auf die Doppelspitze in der Partei hat sich bereits Cem Özdemir in Stellung gebracht. Er führte bisher neben Claudia Roth die Grünen und will wieder zur Wahl antreten. Auch Özdemir ist ein ausgewiesener Realo. (mit afp)