Teheran. . Manche hatten es als Öffnung des Iran gegenüber dem Westen interpretiert: Twitter und Facebook, eigentlich offiziell gesperrt, waren jetzt im Iran kurzzeitig erreichbar. Die Regierung wies jetzt allerdings jede Absicht zurück. Und sorgte dafür, den alten Zustand wieder herzustellen.

Kurze Freude in den Weiten des Internets: Im Iran sind die sonst gesperrten Seiten der sozialen Netzwerke Facebook und Twitter vorübergehend zugänglich gewesen. "Liebe Freunde in Amerika, glaubt Ihr an Wunder?!", schrieb ein Nutzer namens Mehdi am Montagabend auf seiner Facebook-Seite. "Nun, eines hat sich gerade im Iran ereignet." Der Nutzer Ali twitterte: "Twitter und Facebook sind freigegeben!" Dann dankte er dem neuen Präsidenten Hassan Ruhani.

Doch am Dienstagmorgen war die Freude wieder vorbei. Was wie das fortschrittliche Werk der Regierung aussah, entpuppte sich als "technischer Fehler", wie der Leiter einer offiziellen Gruppe zur Prüfung des Internetverkehrs der Nachrichtenagentur Mehr sagte. Ermittlungen dazu seien eingeleitet worden und jegliche Verstöße würden "bestraft", sagte Abdolsamad Choramabadi.

Internetzensur im Iran

Im Iran sind neben Facebook und Twitter auch YouTube sowie pornografische Seiten und politisch unbequeme Blogs gesperrt. Viele Nutzer gelangen aber mit Hilfe einer speziellen illegalen Software auf die Seiten. Die Sperrungen von Facebook und anderen Netzwerken stammen aus dem Jahr 2009 unter dem damaligen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Damals hatte die Protestbewegung gegen Ahmadinedschad ihre Demonstrationen über das Internet organisiert.

Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass der iranische Außenminister ein offizielles Twitter-Konto unterhält. Legal verfolgen dürfen die Iraner seine Zwitscher-Botschaften aber nicht. (afp)