Rom. Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., hat in einem Brief erklärt, er habe nie versucht, die Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu verschleiern. Der Brief, der an einen italienischen Autor gerichtet war, war am Dienstag in Auszügen veröffentlicht worden.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat nach seinen Worten nie die Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu vertuschen versucht. Was den Missbrauch Minderjähriger durch Priester angehe, "kann ich dies nur mit tiefer Bestürzung zur Kenntnis nehmen", schrieb Joseph Ratzinger in einem Brief an den italienischen Autor und Mathematiker Piergiorgio Odifreddi.
"Ich habe niemals versucht, diese Dinge zu verschleiern", fügte er in dem Brief an, der am Dienstag mit seiner Zustimmung auszugsweise von der römischen Zeitung "La Repubblica" veröffentlicht worden ist. Der Skandal um den Kindermissbrauch in katholischen Einrichtungen war unter Benedikt als Papst voll ausgebrochen. Der Vatikan hatte immer betont, es sei, auch von Ratzingers Seite, nichts vertuscht worden.
Es sei schmerzhaft für die katholische Kirche, dass die "Macht des Bösen" soweit in die innere Welt des Glaubens habe vorstoßen können, hält Benedikt in dem Schreiben an den Autor fest, der ein Buch über die katholische Kirche geschrieben hatte. Man dürfe ein derartiges abweichendes Verhalten (den Kindesmissbrauch) allerdings auch nicht darstellen, "als handele es sich um einen dem Katholizismus eigenen Schmutz." Über das Böse in der Kirche zu schweigen sei nicht erlaubt, man solle aber auch nicht die "große leuchtende Spur der Güte und der Reinheit" verschweigen, die der christliche Glaube hinterlassen habe. (dpa)