Berlin. . Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin, die FDP ist erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik nicht mehr im Parlament: Bei der Bundestagswahl wurde die schwarz-gelbe Regierung trotz großer Zugewinne der Union abgewählt. Die Union hat jetzt alle Trümpfe für eine Regierungsbildung in der Hand.

Schwarz-Gelb erlebt Triumph und Absturz: Während die Union mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Bundestagswahl am Sonntag klar stärkste Kraft wurde, verpasste die FDP erstmals den Einzug in den Bundestag. Nun braucht die Union einen neuen Koalitionspartner, denn für die absolute Sitzmehrheit reichte es nicht. Die Euro-kritische Alternative für Deutschland (AfD) blieb knapp unter fünf Prozent.

Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis, das der Bundeswahlleiter am frühen Montagmorgen bekannt gab, erhielten CDU und CSU zusammen 41,5 Prozent der Stimmen (plus 7,7 Prozentpunkte im Vergleich zu 2009). Ihr bisheriger Bündnispartner FDP hingegen scheiterte mit 4,8 Prozent (minus 9,8) an der Fünfprozenthürde und wird zum ersten Mal seit Bestehen des Bundestags nicht im Parlament vertreten sein.

Zweitstärkste Kraft mit deutlichem Abstand zur Union wurde die SPD mit 25,7 Prozent der Stimmen (plus 2,7). Den dritten Platz nahm die Linke ein mit 8,6 Prozent (minus 3,3), die Grünen erhielten 8,4 Prozent der Stimmen (minus 2,3). Nicht ins Parlament kommen die erstmals angetretene AfD mit 4,7 Prozent und die Piratenpartei mit 2,2 Prozent (plus 0,2).

Rösler kündigt Konsequenzen an

Der neue Bundestag hat 630 Mitglieder - damit gibt es 32 Überhangmandate. Die Union verfehlte eine absolute Sitzmehrheit und schickt 311 Abgeordnete ins Parlament. SPD (192 Sitze), Linke (64) und Grüne (63) übernehmen zusammen mehr als die Hälfte der Mandate, ein solches Regierungsbündnis haben SPD und Grüne aber ausgeschlossen. Denkbar erscheinen nun eine große Koalition von Union und SPD oder Schwarz-Grün.

Bundestagswahl 2013Schon am Wahlabend hatten Hochrechnungen von ARD und ZDF einen deutlichen Sieg der Union vorhergesagt. Merkel sprach am Sonntag von einem "super Ergebnis" und bedankte sich für das Vertrauen der Wähler. Zugleich sicherte sie mit Blick auf die neue Stärke der Union zu: "Wir werden damit verantwortungsvoll und sorgsam umgehen". CSU-Chef Horst Seehofer sagte, die Union habe "phänomenal abgeschlossen".

Entsetzen herrschte bei der FDP. Parteichef Philipp Rösler kündigte politische Konsequenzen an. "Das ist die bitterste, die traurigste Stunde in der Geschichte dieser Freien Demokratischen Partei", sagte er. "Es sei "eine schlimme Stunde für die FDP", ergänze Spitzenkandidat und Fraktionschef Rainer Brüderle. Die FDP hatte bis zuletzt um Leihstimmen von Unions-Anhängern geworben, Merkel hatte dies jedoch abgelehnt.

Die Wahlbeteiligung lag bei 71,5 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte höher als vor vier Jahren. Insgesamt konnten sich 61,8 Millionen Wahlberechtigte zwischen 34 Parteien entscheiden.

So kommentieren Politiker das Wahlergebnis 

Die CSU pocht nach ihren Wahlerfolgen bei der bayerischen Landtags- und der Bundestagswahl auf die Einführung einer Pkw-Maut für ausländische Autofahrer in Deutschland. "Dieses tolle Ergebnis ist auch eine überwältigende Zustimmung zu unserer Forderung der Einführung einer Pkw-Maut für ausländische Autofahrer", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) im ZDF. Über das CSU-Ergebnis sagte er: "Das ist natürlich ein gewaltiger Rückenwind für uns, für all unsere Positionen (...) vor allen Dingen jetzt in den Koalitionsverhandlungen. Auch gegenüber der CDU natürlich."

Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt räumte ein, dass ihre Partei ihre Ziele nicht erreicht hat. "Dafür braucht es jetzt eine sehr ehrliche und sehr klare Analyse", sagte sie am Sonntagabend. "Diese Partei der Nachhaltigkeit, diese Partei der Ökologie, diese Partei der Gerechtigkeit, die schafft es heraus aus diesem Loch. Dafür werden wir gemeinsam kämpfen", sagte sie weiter. Im ZDF antwortete sie auf die Frage, ob die Grünen eine Juniorpartnerschaft mit der Union eingehen würden, grundsätzlich müssten alle demokratischen Parteien miteinander reden können. Aber die Erfolgsaussichten seien nicht besonders groß.

Linke-Chef Riexinger bietet SPD Zusammenarbeit an

Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, bot der SPD erneut eine Zusammenarbeit an: "Wenn die AfD nicht reinkommt und auch die FDP nicht reinkommt, dann gibt es wahrscheinlich eine Mehrheit von Rot-Rot-Grün. Und dann wird die SPD wieder mal entscheiden müssen, ob sie diese realisiert und ihr Programm mit verwirklicht. Oder ob sie drauf verzichtet und in eine große Koalition schlüpft."

Der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende Christian Lindner sprach nach dem Ausgang der Bundestagswahl am Sonntagabend von der "bittersten Stunde für die Liberalen seit vielen Jahrzehnten". Man habe in der Öffentlichkeit nicht überzeugt. "Da kann es ja überhaupt keinen Zweifel daran geben." Die FDP schafft es nach der ersten Hochrechnung nicht mehr in den Bundestag. Auf die Frage, ob die Partei jetzt auseinanderbricht, sagte Lindner, es gebe ausreichend liberales Wählerpotenzial. Das gelte es jetzt abzurufen.

SPD-Fraktionschef Steinmeier rechnet nicht mit Führungsdebatte

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier geht nicht davon aus, dass es angesichts des Ergebnisse bei der Bundestagswahl eine Debatte in seiner Partei über das Führungspersonal gibt. "Wir hätten gerne ein bisschen mehr Zustimmung gehabt", räumte Steinmeier ein. "Man kann gewinnen und ist doch nicht der Gewinner des Abends", sagte Steinmeier.

CDU-Vize Armin Laschet wertete das Ergebnis als Regierungsauftrag für Kanzlerin Angela Merkel. "Die Deutschen wollen, dass sie vier Jahre weiter regiert", sagte Laschet, der auch CDU-Chef in Nordrhein-Westfalen ist. Das Ergebnis sei "in erster Linie Anerkennung für die Arbeit von Angela Merkel". Laschet lobte den zurückhaltenden Kurs der Parteivorsitzenden in den vergangenen Wochen ohne starke Angriffe auf den politischen Gegner: "Der Wahlkampf war richtig, die Themen waren richtig, und die Zukunftsidee war richtig."

CSU-Generealsekretär hält CSU für Erfolgsfaktor von Unionsgewinn

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat das starke Abschneiden der Unionsparteien auch als Folge des Erfolgs von CSU-Chef Horst Seehofer bei der Bayernwahl vor einer Woche zurückgeführt. "Der Wahlerfolg von Horst Seehofer geht weiter", sagte Dobrindt in der ARD. Klarer Wahlverlierer seien die Grünen, denen die Wähler davongelaufen seien. Mit Blick auf den unklaren Wahlausgang insgesamt wollte sich Dobrindt in Sachen große Koalition mit der SPD nicht festlegen.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck zeigte sich skeptisch hinsichtlich einer schwarz-grünen Koalition. "Wir reden mit allen - aber ich habe Probleme, Schnittmengen zu erkennen", sagte er auf der Wahlparty der Grünen in Berlin.

CDU-Spitzenpolitikerin schließt Schwarz-Grün nicht aus

Das CDU-Vorstandsmitglied Annegret Kramp-Karrenbauer schloss Verhandlungen mit den Grünen über eine mögliche Koalition nicht aus. "Es gilt der alte Grundsatz, dass alle demokratischen Parteien untereinander auch gesprächsbereit sein sollten", sagte die saarländische Ministerpräsidentin. Es sei aber klar, dass sich die politischen Positionen von Union und Grünen im Wahlkampf "sehr weit auseinanderbewegt haben". Die CDU werde in ihrer Vorstandssitzung am Montag intensiv darüber beraten, in welcher Konstellation das Ziel einer stabilen Regierung erreicht werden könne. "Die Menschen erwarten, dass Deutschland stark und stabil weiterregiert wird."

Der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht. "Wir hatten mehr erhofft", sagte Oppermann in der ARD. "Das ist kein Auftrag der Wähler, um Gespräche über die Regierung zu führen." Der Ball liege jetzt bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Sie hat die entsprechenden Gespräche zu führen."

Volker Kauder freut sich über mehr als 40 Prozent für die Union

Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte in der ARD: "Wir haben einen klaren Auftrag der Wähler, die Regierung zu bilden." Das Ergebnis zeige, dass die Wähler wollten, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibe. Die Union freue sich riesig. Ein Ergebnis von mehr als 40 Prozent habe man für eine Volkspartei schon gar nicht mehr für erreichbar gehalten.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wollte nach dem Ausgang der Bundestagswahl am Sonntagabend in einer ersten Reaktion keine Koalitionsaussage treffen. Dies werde zuerst in den Gremien besprochen. Man habe sich sicherlich einen höheren Zuwachs gewünscht, sagte sie im ZDF. Nun sei die Gewinnerin der Wahl gefragt, CDU-Vorsitzende Kanzlerin Angela Merkel.

Von den baden-württembergischen Grünen kam harte Kritik am Kurs der Spitzenkandidaten Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt sowie der Parteispitze. Baden-Württembergs Verbraucherminister Alexander Bonde sagte am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur dpa: "Die Strategie der Bundesgrünen war falsch." Sie hätten im Wahlkampf nicht konsequent auf den erfolgreichen grünen Markenkern Energiewende und ökologisches Wirtschaften gesetzt. "Stattdessen hat man versucht, die SPD links zu überholen." Das habe Mittelstand und gesellschaftliche Mitte verunsichert und abgeschreckt.

FDP-Politiker diagnostiziert "herbe Niederlage"

Für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour ist das Ergebnis für seine Partei "zutiefst enttäuschend". Er sagte der Deutschen Presse-Agentur weiter, dass es jetzt nicht um Koalitionsspekulationen wie etwa Schwarz-Grün gehe. Nötig sei zunächst eine Fehleranalyse. "Wir müssen dringend darüber reden, was wir falsch gemacht haben."

Der FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke zeigte sich tief enttäuscht. "Es ist eine herbe Niederlage, da muss man gar nicht drumherumreden", sagte Fricke der ARD. Jetzt schon nach einem Schuldigen zu suchen, sei aber falsch.

Fassungslosigkeit bei den Liberalen 

Fassungslosigkeit bei der FDP. Oft Regierungspartei gewesen, stürzt die FDP nach vielen parteiinternen Turbulenzen während der Koalition mit der Union das erste Mal in der Nachkriegsgeschichte unter die Fünf-Prozent-Hürde. Ihre Bitte an die Wähler um die Zweitstimme glich einem Betteln. Wer Merkel wolle, müsse FDP wählen, war der Slogan. Dann wählten die Menschen lieber gleich Merkel beziehungsweise die CDU. FDP-Chef Philipp Rösler konnte sich weder in der FDP noch als Vizekanzler als starke Persönlichkeit behaupten.

Die Wahlparty in Berlin wirkt wie eine Trauerfeier für eine geschichtsträchtige Partei, für die die parlamentarische Verankerung im Bundestag für die nächsten vier Jahre gestorben ist. Parteichef Philipp Rösler und Spitzenkandidat Rainer Brüderle deuten ihren Rücktritt an. Brüderle versucht den Parteimitgliedern Mut zu machen: "Das ist nicht das Ende der Partei."

Absturz nach 60 Jahren - Die Geschichte der FDP

1949

Die FDP erzielt bei der Bundestagswahl 11,9 Prozent und verhilft Konrad Adenauer (CDU) zur ersten Kanzlerschaft.

1953

Die Partei rutscht auf 9,5 Prozent ab und regiert weiterhin als stärkster Partner der Union unter Adenauer.

1957

Die Liberalen verlieren auf 7,7 Prozent und gehen in die Opposition

1961

Die FDP legt auf 12,8 Prozent zu und bildet mit der Union die erste rein schwarz-gelbe Regierungskoalition, zunächst unter Adenauer, ab 1963 unter Ludwig Erhard.

1965

Dieses Mal reicht es mit nur 9,5 Prozent zur Fortsetzung des Bündnisses unter Erhard. Ein Jahr später scheidet die FDP aus der Regierung aus, als Union und SPD die erste Große Koalition eingehen.

1969

Mit schwachen 5,8 Prozent ermöglicht die FDP die erste sozial-liberale Koalition unter SPD-Kanzler Willy Brandt. Walter Scheel(FDP) wird Vizekanzler.

1972

Die Liberalen steigern sich auf 8,4 Prozent und können das Regierungsbündnis mit den Sozialdemokraten fortsetzen.

1976

Mit 7,9 Prozent trägt die FDP zur nächsten Runde der sozial-liberalen Bundesregierung unter Helmut Schmidt (SPD) bei. Der zweite Mann im Kabinett ist Hans-Dietrich Genscher (FDP).

1980

Genschers Partei kommt auf 10,6 Prozent. Die letzten zwei Jahre der SPD/FDP-Koalition bis zum Sturz von Schmidt beginnen.

1983

Nach dem Wechsel auf die Seite der Union im Vorjahr fällt die FDP bei der vorgezogenen Wahl auf 7,0 Prozent zurück. Doch es reicht für eine Koalition. Das christlich-liberale Bündnis unter Helmut Kohl (CDU) hält 16 Jahre.

1987

Die Partei steigert sich auf 9,1 Prozent. Die politische Landschaft bleibt unverändert.

1990

Bei der ersten gesamtdeutschen Wahl stimmen 11,0 Prozent für die Liberalen. FDP-Außenminister Genscher gilt als einer der Väter der Wiedervereinigung.

1994

Die FDP schrumpft auf 6,9 Prozent. Die letzte Phase von Schwarz-Gelb beginnt.

1998

Mit 6,2 Prozent müssen die Liberalen zusammen mit der Union für elf Jahre in die Opposition. Das erste rot-grüne Bündnis startet unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder.

2002

7,4 Prozent unter dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle bringen nicht den erhofften Machtwechsel.

2005

Der Stimmenzuwachs auf 9,8 Prozent reicht wieder nicht zur Rückkehr an die Macht. Die Union von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) koaliert mit der SPD.

2009

Mit dem Rekordergebnis von 14,6 Prozent sichern sich die Liberalen Ministerämter in einer schwarz-gelben Regierung unter Merkel.

2013

Nach den Hochrechnungen kommt die FDP nur auf 4,6 Prozent und würde damit den Wiedereinzug in den Bundestag verpassen.

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Steinbrück hört sich schon nach Abschied an 

Immerhin, Peer Steinbrück hat trotz aller Pannen im Wahlkampf von Kanzlergehaltsdebatte bis Stinkefinger die SPD wieder etwas stärken können. Von seinem Ziel, Kanzler einer rot-grünen Koalition zu werden, blieb er aber politische Lichtjahre entfernt. SPD-Chef Sigmal Gabriel fasst das so zusammen: "Ja, wir haben zugelegt, aber wir haben uns mehr erwartet." Gabriel und viele führende SPD-Politiker gratulieren Merkel zu ihrem Sieg.

Man spürt aber den Schock der Sozialdemokraten, dass Merkel sich es so klar aussuchen kann, wen sie mit in ein Regierungsboot holen würde. Steinbrück hat Rot-Rot-Grün, aber für sich persönlich auch eine große Koalition ausgeschlossen. Aber er sagt: "Der Ball liegt im Spielfeld von Frau Merkel." Was wohl so viel heißt wie: die SPD ist gesprächsbereit - auch wenn sie aus der großen Koalition unter Merkel von 2005 bis 2009 geschröpft hervorgegangen war. Steinbrück ruft seinen Leuten zu: "Es war ein fantastischer Wahlkampf." Es hört sich nach Abschied ab.

Die Grünen: Tief gefallen - gemessen an den Erwartungen 

Die Grünen sind wieder einstellig und fallen damit tief, weil sie in Umfragen zeitweise bei 15 Prozent gelegen hatten. Das Ergebnis ist für die Öko-Partei eine tiefe Enttäuschung. Mit ihrem Wahlkampf mit Steuererhöhungen für Besserverdienende haben sie sich wohl ins eigene Fleisch geschnitten. Besser hätten sie auf ihr ureigenstes Thema setzen sollen, sagen Parteianhänger - der Umweltpolitik. Die von Union und FDP nur schleppend vorangebrachte Energiewende hätte dazu genug Stoff gegeben. Und nun? Schwarz-Grün? Parteichefin Claudia Roth sagt, es gehe um Inhalte, nicht um numerische Mehrheiten. Mit der Union gebe es wenig Schnittmengen. Aber reden könne man schon, meint Geschäftsführerin Steffi Lemke.

Die Linke - kann auf die SPD warten 

Auch die Linke ist wieder einstellig und verfehlt damit das Ziel von Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi, der mehr als zehn Prozent erreichen wollte. Dennoch ist die Partei zufrieden. Am Abend sieht es so aus, dass sie erstmals drittstärkste Kraft im Bundestag werden könnte - vor den Grünen. "Wer hätte vor wenigen Monaten gedacht, dass wir uns mit den Grünen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern", sagt Parteichef Bernd Riexinger. Die Co-Vorsitzende Katja Kipping spricht von einem "ganz großartigen Tag für die Linke". Sie ist für die Opposition gebucht, weil niemand mit ihr koalieren will. Gysi setzt darauf, dass sich das während der nächsten Wahlperiode ändert. Denn wenn die SPD einmal wieder den Kanzler stellen will, wird sie das vermutlich nur in einem rot-rot-grünen Bündnis können.

AfD - eine neue Volkspartei? 

"Wir sind eine neue Volkspartei", sagt der Vorsitzende der eurokritischen Alternative für Deutschland, Bernd Lucke. Erst im April hat sich die Partei gegründet und versammelt Bürger, die dem Euro als Gemeinschaftswährung keine Chance geben. Viele von ihnen wollen zur D-Mark zurück. Vize-Parteichefin Frauke Petry ist überzeugt, dass ihre Partei künftig mehr Gewicht in der Bundespolitik erhalten wird. "Deutschland ist mit der AfD blau geworden", sagte sie in Bezug auf die Farbe der Partei. "Wir sind aus der politischen Szene in Deutschland nicht mehr wegzudenken." Da liegt die AfD in den Hochrechnungen bei 4,9 Prozent. (rtr/afp/dpa)