Berlin. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat die Wahlarena der ARD genutzt, um elf Tage vor der Bundestagswahl erneut seine Kämpfernatur unter Beweis zu stellen. Der 66-Jährige stellte sich den Fragen der Zuschauer. Diese gingen freundlicher mit ihm um als zwei Tage zuvor mit der Kanzlerin.

Nur einen kurzen Moment ist Peer Steinbrück doch irritiert. „Wollen Sie sich das mit dem Bundeskanzler wirklich antun?“, hat ihn eine Frau eben gefragt. „Sie gehen ja dann auf die 70 Jahre zu“. Doch Steinbrück hat sich gleich wieder gefasst, er geht auf die Fragestellerin zu, breitet die Arme aus. „Aber schauen Sie mich an“, sagt er fröhlich, und die Zuschauer lachen.
Er sei, sagt Steinbrück, „mit meinen 66 Jahren noch tatkräftig.“

Der SPD-Kanzlerkandidat erlebt es nicht oft in diesem Wahlkampf, dass die Bürger ihn ihm tatsächlich den nächsten Bundeskanzler vermuten. Aber in dieser „Wahlarena“ der ARD tritt Steinbrück Mittwochabend so selbstbewusst und souverän auf, als müsse er nur noch ein paar Tage abwarten, bis er ins Kanzleramt einrücken kann. „Wenn ich Bundeskanzler bin“, sagt er mehrmals, als er auf die – überwiegend freundlichen - Fragen der Bürger antwortet.

Im Fernduell mit Merkel macht Steinbrück die Punkte

Der Kandidat in der Arena: Zwei Tage nach Kanzlerin Angela Merkel stellt sich Peer Steinbrück im TV-Studio der ARD in Mönchengladbach den Fragen normaler Bürger. 150 Menschen, repräsentativ ausgewählt, Steinbrück am Stehtisch im Zentrum. Merkel hatte sich ganz gut geschlagen, im Fernduell macht nun aber Steinbrück die Punkte: Ihm liegt das Format sichtlich besser, ähnliche Auftritte absolviert er seit Monaten in seiner Wahlkampagne.

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Und ihm liegen die aufgerufenen Themen besser: Pflege, Niedriglohn, Leiharbeit – bei den Kernthemen der Sozialdemokraten kann Steinbrück aufdrehen und auf sein 100-Tage-Programm verwiesen, das etwa einen Mindestlohn oder gleichen Lohn für gleiche Arbeit vorsieht.

Steinbrück verteidigt Steuererhöhungspläne

Die Steuererhöhungspläne für Besserverdiener verteidigt der Kandidat routiniert, verspricht aber, die Unternehmenssteuern nicht erhöhen zu wollen. Nur bei der angepeilten Gesundheitsreform kommt Steinbrück doch ins Schwimmen Er wehrt sich gegen das "Horrorgemälde", die von der SPD geplante Bürgerversicherung führe zur Verstaatlichung des Gesundheitswesens. Dann versichert er einem Fragesteller, für die Ärzte-Honorare werde die Bürgerversicherung gewiss keine Folgen haben.

Das aber stimmt mit dem SPD-Konzept nicht überein, wie auch der Zuschauer, der Einbußen fürchtet, moniert. Doch es ist die einzige Stelle, an der Steinbrück in Bedrängnis gerät. Er geht herum in der kleinen Arena, als sei er dort zuhause, und zeigt sich präzise vorbereitet. Immer wieder versucht er, Themen mit Beispielen aus seinem privaten Umfeld zu erörtern, spricht von seiner Frau, seinen Brüdern, seiner Mutter.

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Ein Bier als Wetteinsatz

Als ihn ein Zuschauer fragt, ob er ein Pfand anbiete für den Fall, dass er als Kanzler Wahlversprechen nicht einhalte, sagt er: „Vielleicht meinen Ehering“, aber den könne er nicht hergeben, denn dann „beschwert sich meine Frau.“ Man einigt sich darauf, dass Steinbrück im Fall der Fälle ein Pils zapft. Dass sei doch „die leichteste Übung“, sagt der Kanzlerkandidat erleichtert.