Mönchengladbach. Bundeskanzlerin Angela Merkel kann auch volksnah: In der ARD-“Wahlarena“ stellte sich die CDU-Politikern am Montagabend den Fragen der Bürger. Die wollen wissen, wie Merkel zum Adoptionsrecht für Schwule steht, ob die Pflegereform kommt und wann Merkel zuletzt am Steuer saß.
Angela Merkel horcht auf. „Ich würde mich gern noch melden bei Ihnen.“ Ist ihre Ungläubigkeit echt oder ist sie gespielt? Der Fall, dem sie nachgehen will, klingt für ihre Ohren „krass“. Ein Mann aus Leipzig erzählt, dass er seit zehn Jahren Leiharbeiter bei einem Zulieferer der Autoindustrie sei - in einem Betrieb von Thyssen-Krupp. Die Stammbelegschaft: 30 bis 40 Leute. Die Zahl der Leiharbeiter: 500. „So ist es nicht gedacht“, sagt die Kanzlerin. Wie lautete die Frage an Merkel noch mal: „Was tun Sie gegen Missbrauch von Leiharbeit?“
Realität trifft auf Kanzlerin. Mit Peer Steinbrück lieferte sie sich ein Duell (oder doch ein Duett?), fast jeden Tag gibt sie Interviews. Am Montag stellte sie sich in der ARD direkt den Fragen von 150 Bürgern. Mit dem TV-Format, aus den USA bekannt, kennt sie sich aus.
Bereits 2005 und 2009 machte die Kanzlerin bei der „Wahlarena“ mit. Morgen ist ihr Herausforderer an der Reihe. Am Ende eines langen Tages flog Merkel nach Mönchengladbach; für den TV-Auftritt am Abend hat sie nicht einmal die Jacke gewechselt.
Deutsche Soldaten in Syrien? "Unter keinen Umständen."
Die Moderatoren, die Chefredakteure Andreas Cichowicz (NDR) und Jörg Schönenborn (WDR), nehmen sich zurück und bringen die Zuschauer ins Spiel. Zum Beispiel bitten sie um eine Frage zu Syrien. Merkels Antwort ist eindeutig: Deutschland wird sich nicht militärisch an Strafaktionen beteiligen, „unter keinen Umständen“, sagt sie.
Schätzungsweise 20 Menschen kommen im Laufe der 75 Minuten zu Wort, meist kritisch, nie respektlos. Eine Frau aus Bonn – erste Frage - will wissen, warum die Kanzlerin im Juli nicht zum Endspiel der Frauen-EM („Ich verspreche Besserung“) fuhr. Sie wird zur NSA-Affäre gefragt; wann sie die Frauenquote einführen will; ob sie Europa im Zuge der Eurokrise spaltet; was politisch gegen die Zwangsprostitution getan wird und wann denn der „Soli“ wegfallen soll.
Beim Adoptionsrecht für Schwule tut Merkel sich schwer
Auf die Pflege wird sie zweimal angesprochen. Sie lobt die Pfleger („ein Dankeschön“) und stellt eine Reform in Aussicht. Eine Garantie dafür gibt sie nicht ab. Selbstredend lehnt Merkel auch ein Pfand auf gebrochene Wahlversprechen ab – danach war sie gefragt worden. Nun ja, ihre Antwort: Jein. Nein und Ja. Denn: Politiker kann man abwählen.
Kanzlerin Merkel in Olpe
Sie gibt nicht nur gefällige Antworten. Beispiel Adoptionsrecht für schwule Paare: „Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich mich schwer tue.“ Sie sei sich da unsicher, ob die vollständige Anerkennung wirklich richtig sei für die Kinder. „Ich mag etwas veraltet daherkommen“, räumt Merkel ein. So empfindet sie das einfach. Es ist weniger eine Frage von Argumenten.
Merkel ist schon lange nicht mehr Auto gefahren
Jeder kriegt eine Antwort, auch der Herr, der wissen möchte, wann sie zum letzten Mal Auto gefahren sei. „Ich bin schon lange nicht mehr mit dem Auto gefahren“, zuletzt allenfalls „auf Waldwegen“. Merkel möchte sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn sie in einen Unfall verwickelt würde. Es darf gelacht werden.