Kairo. . Ägyptens Medien sind schon gleichgeschaltet. In dem Sender CBC treten Moderatoren sogar in Militäruniform vor die Kamera. Jetzt wächst der Druck auf ausländische Journalisten. So werden Berichterstatter immer öfter angegriffen oder verhaftet.
Während die Welt fassungslos die exzessive Gewalt der neuen Machthaber in Kairo verurteilt, igelt sich Ägypten immer mehr in seinen eigenen Kosmos ein. Unermüdlich trommeln staatliche und private Medien für die neue Einheitsmeinung von den heldenhaften Sicherheitskräften in ihrem Kampf gegen das terroristische islamistische Lager.
In dem Sender CBC treten Moderatoren sogar in Militäruniform vor die Kamera. Alle TV-Kanäle haben seit Tagen „Ägypten kämpft gegen den Terror“ als Dauerlogo eingeblendet. „Wir sind Sisi“ titelte diese Woche die Zeitung „Stimme der Nation“ über dem Foto einer Menschenmenge, deren Gesichter sämtlich per Photoshop durch Porträts des neuen starken Mannes, General Abdel Fattah el-Sisi, ersetzt sind.
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Keine Pressekonferenz vergeht, in der sich nicht irgendein ägyptischer Kollege zunächst nach dem Muster totalitärer Selbstkritik als reuiger ehemaliger Sympathisant der Muslimbrüder in den Staub wirft, um dann ein noch härteres Vorgehen gegen „diese Terroristen“ zu fordern.
Selbst dem Sender „Al Dschasira“ droht der Entzug der Lizenz
Alle Fernsehkanäle dagegen, über die die Islamisten ihre Sichtweisen verbreiten könnten, sind seit der Machtübernahme des Militärs verboten. Jetzt drohen die Generäle auch „Al Dschasira“ mit dem Entzug der Lizenz, das einzige TV-Programm, in dem noch Sprecher der Muslimbrüder zu Wort kommen.
Gleichzeitig erließ das Informationsministerium eine Erklärung für die Auslandskorrespondenten, die mit drohendem Unterton darlegt, wie sich Ägypten eine „vorurteilsfreie“ und „unverzerrte“ Berichterstattung vorstellt. Die Umwälzung am Nil sei ein „Ausdruck des Volkswillens“ und der Einsatz von staatlicher Gewalt ein „legitimer Kampf gegen den Terrorismus“.
Gezielte Tötungen
Und so werden die unliebsamen Berichterstatter immer öfter angegriffen oder verhaftet, in drei Fällen sogar gezielt getötet. Letzte Woche verlor der Kameramann von Sky News, Mick Deane, durch einen Scharfschützen sein Leben. Zwölf ausländische Journalisten sitzen momentan im Gefängnis. Der Korrespondent von Spiegel Online, Matthias Gebauer, wurde am Sonntag in Kairo festgenommen und mehrere Stunden verhört. Man hielt ihm vor allem vor, die westliche Presse berichte schlecht über Ägypten.
Tags zuvor hatten Mursi-Gegner, die die Fateh-Moschee in Kairo umzingelt hatten, mehrere Journalisten verprügelt. Ein US-Kollege musste von Soldaten aus den Fängen des Mobs befreit werden. Eine US-Korrespondentin wurde von Schlägern angegriffen, nachdem ein Polizeioffizier diese mit dem Ruf „Sie ist eine Amerikanerin!“ auf sie gehetzt hatte.
Einem britischen Journalisten halfen zwei Jugendliche auf einem Motorrad, aus der handgreiflichen Menge zu entkommen. Zahllosen Kollegen wurde in den letzten Tagen die Ausrüstung gestohlen. Sherif Mansour, Nahost-Koordinator des „Komitees zum Schutz von Journalisten“: Die Pressefreiheit in Ägypten hat einen Tiefpunkt erreicht.“