Kairo. Ägypten kommt nicht zur Ruhe. Die Islamisten wollen ihre Proteste gegen die Übergangsregierung fortsetzen, die will mit harter Hand gegen gewalttätige Islamisten vorgehen. Den Muslimbrüdern droht sie mit einem Verbot. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die wachsende Gewalt.
Die Fronten im Machtkampf zwischen Islamisten und dem Staat in Ägypten verhärten sich weiter. Die Islamisten wollen auch nach den blutigen Konfrontationen der vergangenen Tage ihre Proteste gegen die Übergangsregierung und das Militär fortsetzen. Für Sonntag kündigten sie neue Protestmärsche in Kairo an.
Die Übergangsregierung diskutiert unterdessen über ein Verbot der islamistischen Muslimbruderschaft, aus deren Reihen der Anfang Juli vom Militär abgesetzte Präsident Mohammed Mursi stammt. Zugleich drohte sie, mit "eiserner Faust" gegen Terrorismus vorzugehen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die wachsende Gewalt in Ägypten. In einer am Samstag in New York veröffentlichten Erklärung nannte Ban Angriffe auf Kirchen, Krankenhäuser und öffentliche Einrichtungen inakzeptabel. Ban rief die Konfliktparteien zu äußerster Zurückhaltung auf. Sie sollten sich um Deeskalation bemühen. Angesichts der Polarisierung der ägyptischen Gesellschaft trügen die Regierung und die politischen Führer Mitverantwortung bei der Beendigung der Gewalt.
Regierung lässt einflussreichen Prediger festnehmen
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Bei den gewaltsamen Zusammenstößen vom Freitag waren nach Angaben der Regierung 173 Zivilisten getötet und weitere 1330 Menschen verletzt worden. Unter den Toten ist ein Sohn des Oberhauptes der Muslimbruderschaft, Mohammed Badia.
Die ägyptische Polizei nahm unterdessen Safwat Hegasi, einen einflussreichen Prediger aus den Reihen der Muslimbruderschaft, fest. Aus Sicherheitskreisen in Kairo hieß es, außer Hegasi seien noch sechs weitere führende Mitglieder der Islamisten-Bewegung festgenommen worden. Mehrere westliche Regierungen hatten die neuen Machthaber in den vergangenen Tagen davor gewarnt, die Muslimbrüder zu isolieren, deren Präsident Mohammed Mursi am 3. Juli nach Massenprotesten vom Militär gestürzt worden war.
Telefonate mit Westerwelle und Ashton
Die ägyptische Regierung teilte in der Nacht zum Sonntag mit, Außenminister Nabil Fahmi habe am Samstag mit dem deutschen Außenminister Guido Westerwelle, sowie mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und den Außenministern von Bahrain und Großbritannien telefoniert. In seinen Gesprächen habe er erklärt, in Ägypten hätten bewaffnete Gruppen damit begonnen, die Bevölkerung zu terrorisieren. Das internationale Schweigen zu diesen Angriffen sei inakzeptabel.
Im Norden der Sinai-Halbinsel töteten Unbekannte in der Nacht einen Polizisten auf der Straße zum Flughafen von Al-Arisch. Vier weitere Polizisten wurden nach Angaben der staatlichen Medien verletzt. Drei Angehörige der Ordnungspolizei erlitten bei einem zweiten Angriff auf eine nahe gelegen Wache ihrer Einheit Verletzungen. Die Angreifer konnten fliehen. (dpa)