Beirut. . Pilot und Co-Pilot eines türkischen Verkehrsflugzeug sind am Freitag in der libyschen Hauptstadt Beirut entführt worden. Eine bisher unbekannte Terrorgruppe soll sich zu der Entführung bekannt haben. Offenbar wollen die Entführer mehrere in Syrien verschleppte Libanesen freipressen.
Wegen der Entführung von zwei türkischen Piloten im Libanon hat Ankara seine Staatsbürger zum Verlassen des Landes aufgefordert. Angesichts der "derzeitigen Lage" sollten außerdem Reisen in den Libanon vermieden werden, erklärte das türkische Außenministerium am Freitag. Allem Anschein nach wollen die Entführer mehrere in Syrien verschleppte schiitische Libanesen freipressen.
Wer den Libanon nicht verlassen könne, müsse zumindest alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen und "wachsam sein", hieß es in der Erklärung des Außenministeriums. Von der Regierung in Beirut werde erwartet, dass diese alles Nötige für die Sicherheit der türkischen Bürger unternehme. Genau dies sicherte Libanons Präsident Michel Suleiman nach Angaben seines Büros dem türkischen Staatschef Abdullah Gül in einem Telefonat zu.
Der Pilot der Fluggesellschaft Turkish Airlines und sein ebenfalls entführter Ko-Pilot waren in der Nacht zum Freitag mit dem Rest der Crew auf dem Weg vom Flughafen Beirut in ein Hotel, als ihr Bus überfallen wurde. Der libanesischen Regierung zufolge waren mindestens vier Männer an der Aktion beteiligt. Die restlichen sieben Crewmitglieder wurden am Freitagnachmittag in die Türkei zurückgeflogen.
Bisher unbekannte Gruppierung bekannte sich zur Entführung
Der libanesische Innenminister Marwan Charbel erklärte, es seien Ermittlungen eingeleitet worden. Auch der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu schaltete sich ein und sprach mit dem libanesischen Regierungschef Nadschib Mikati am Telefon über den Fall. Der türkische Botschafter in Beirut, Inan Ozyildiz, schilderte das mutmaßliche Motiv der Entführer: Diese hätten der Besatzung gesagt, dass es einen Zusammenhang mit der Verschleppung einer neunköpfigen libanesischen Pilgergruppe im Mai vergangenen Jahres in Syrien gibt.
Eine bislang unbekannte Gruppierung namens "Gruppe der Besucher des Imams Ali al-Rida" bekannte sich zu der Entführung der Piloten, allerdings prüfen die libanesischen Behörden dies noch auf Authentizität. Die Piloten blieben "bis zur Freilassung unserer Brüder in Syrien" gefangen, erklärte die Gruppe. Sie forderte die Türkei auf, ihren Einfluss auf Syrien zu nutzen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Ankara beteuerte indes, dass sein Land nichts mit dem Verschwinden der Pilger zu tun habe, sich "aus humanitären Gründen" aber um Aufklärung des Falles bemühe.
Wie aus libanesischen Regierungskreisen verlautete, kam es zu der Entführung der Piloten, nachdem eine Vereinbarung der Geiselnehmer der Libanesen mit der syrischen Regierung gescheitert war. Zu der Entführung der Libanesen hatte sich damals ein Mann namens Abu Ibrahim bekannt, der nach eigenen Angaben Mitglied der Armee der syrischen Rebellen ist. Die gegen die Regierung in Damaskus kämpfende Rebellen-Armee wies aber jede Mitverantwortung zurück.
Eine Angehörige der entführten Libanesen begrüßte die Tat vom Freitag: Normalerweise würden Entführungen abgelehnt, aber in diesem Fall wolle sie den Kidnappern "danken und gratulieren", erklärte die Frau einer Geisel. "Wir selbst hätten das nicht geschafft." Verwandte der neun Vermissten hatten in den vergangenen Monaten immer wieder vor den Büros von Turkish Airlines in Beirut demonstriert, um Ankara zum Handeln zu zwingen. (afp)