Beirut/Damaskus. Die Schlacht um die syrische Kleinstadt Al-Kusair dauerte drei Wochen, nun scheint sie entschieden: Die Armee hat die Stadt zusammen mit der Hisbollah eingenommen, meldet eine Nachrichtenagentur. Auch Regimegegner berichteten, die Rebellen hätten sich in der Nacht aus Al-Kusair zurückgezogen.
Die syrische Armee hat zusammen mit der libanesischen Hisbollah-Miliz die seit drei Wochen umkämpfte Kleinstadt Al-Kusair nahe der Grenze zum Libanon eingenommen. "Es herrscht wieder Sicherheit und Stabilität in der Stadt", meldete die Nachrichtenagentur Sana am Mittwoch.
Regimegegner berichteten, die Rebellen hätten sich in der Nacht aus Al-Kusair zurückgezogen. Sie hätten dem Ansturm der Angreifer nicht mehr standhalten konnten, da ihnen allmählich die Munition ausgegangen sei. Die Staatsmedien meldeten, die Armee habe zahlreiche Kämpfer getötet, andere hätten sich ergeben. Die Rebellen hatten zuvor noch berichtet, sie hätten in Al-Kusair 15 Kämpfer der schiitischen Hisbollah getötet.
Fast alle Zivilisten geflohen
Fast alle Zivilisten waren in den vergangenen Wochen aus der Stadt geflohen. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter wies jedoch am Mittwoch auf das Schicksal von Hunderten von Verletzten hin, die sich noch in der Stadt aufhielten.
Die syrische Regierung hatte Bitten vom Roten Kreuz abgelehnt, das in den vergangenen Wochen Zugang zu der belagerten Stadt gefordert hatte. Aus Damaskus hatte es dazu geheißen, das Rote Kreuz könne Al-Kusair erst betreten, wenn die Kämpfe dort beendet seien. Flüchtlinge aus der Stadt hatten berichtet, es habe dort schon vor Wochen praktisch keine medizinische Versorgung mehr gegeben.
Großbritannien hat wohl Beweise für Giftgaseinsatz in Syrien
Die britische Regierung hat eigenen Angaben zufolge "psysiologische Beweise" für den Einsatz des Giftgases Sarin in Syrien. Beim Test von Proben aus Syrien seien Spuren von Sarin festgestellt worden, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch in London. Nach Einschätzung Großbritanniens seien die Chemiewaffen "sehr wahrscheinlich" von den Regierungstruppen eingesetzt worden. Während eine "zunehmende Anzahl an begrenzten, aber überzeugenden Informationen" für den Einsatz durch Damaskus vorlägen, gebe es bisher "keinen Beweis" für einen Einsatz durch die Rebellen.
"Der Raum für Zweifel" zum Einsatz von Giftgas im Syrien-Konflikt habe sich weiter verkleinert, sagte der Regierungssprecher. Dies sei "äußerst beunruhigend". "Der Gebrauch von Chemiewaffen ist ein Kriegsverbrechen." Syriens Präsident Baschar al-Assad müsse UN-Ermittlern "sofortigen und unbeschränkten Zugang" gewähren, um die Vorwürfe zu überprüfen.
Frankreich hat "keinen Zweifel" an Sarin-Einsatz
Frankreichs Regierung hatte am Dienstag erklärt, es gebe "keinen Zweifel" mehr daran, dass das Giftgas Sarin in Syrien mindestens ein Mal durch "das Regime und seine Komplizen" eingesetzt worden sei. Außenminister Laurent Fabius berief sich dabei auf Untersuchungsergebnisse französischer Experten. "Alle Optionen sind auf dem Tisch", sagte Fabius. Der britische Außenminister William Hague forderte daraufhin eine sofortige Untersuchung durch die Vereinten Nationen.
Ob und von wem gegebenenfalls Chemiewaffen eingesetzt wurden, wird seit längerem diskutiert. US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Einsatz von Chemiewaffen als "rote Linie", deren Überschreitung ein Eingreifen in den Konflikt rechtfertige. Sein Sprecher Jay Carney forderte am Dienstag aber weitergehende Informationen. Gemäß den bis dato vorliegenden Informationen aus Paris seien "noch weitere Prüfungen nötig, um feststellen zu können, von wem (das Gas) benutzt wurde, wieviel davon, und unter welchen Umständen", sagte Carney. (dpa/afp)