Essen. . Nizaqete Bislimi kam vor 20 Jahren aus dem Kosovo als Flüchtlingskind nach Deutschland. Aus Angst vor Ausgrenzung verschwieg sie lange, dass sie Roma ist. Weil ihre Familie 13 Jahre lang von Abschiebung bedroht war, wollte sie die Gesetze verstehen. Heute ist die Essener Rechtsanwältin auf Ausländerrecht spezialisiert.

Nizaqete Bislimi ist 34 Jahre alt und Rechtsanwältin in Essen. Vor 20 Jahren kam sie mit ihrer Familie als Flüchtlingskind aus dem Kosovo. Dass sie Roma ist, hat sie jahrelang verschwiegen. Aus Angst vor Ausgrenzung. „Als Roma gerätst du ins Abseits“, sagt sie.

Genau das wollten Nizaqetes Eltern verhindern, als sie im Jahre 1993 beschlossen, ihr Dorf zu verlassen. Bis dahin lebte die Familie ein albanisches Leben, verschwieg die Roma-Herkunft. Die Eltern sprachen mit ihren fünf Kindern albanisch, weil sie die Kleinen bewahren wollten vor hasserfüllten Blicken. „Als Roma wurdest du nicht wie ein Mensch behandelt“, sagt Nizaqete Bislimi. Wenn sie in der Schule gefragt wurde, „bist du etwa Zigeunerin“, verneinte sie energisch. „Ich wollte dazugehören.“

Die Flucht in Sandalen

Als sich der Konflikt zwischen Serben und Albanern verschärfte, als ihr Vater zwar arbeiten durfte, aber nicht mehr bezahlt wurde, da beschlossen die Bislimis zu gehen.

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Die zierliche Frau erinnert sich. Die Flucht geschieht an einem kosovarischen, heißen Sommertag. Die 14-jährige Nizaqete zieht ihre schönsten Kleider und Sandalen an. Koffer werden nicht gepackt. Dann ziehen sie und ihre Familie die Tür ihres kleinen Häuschens hinter sich zu und verlassen ihre Heimat. Sie fahren stundenlang mit dem Bus, dann in Autos zur tschechischen Grenze. Dort wartet ein Schlepper in schwarzem Jogginganzug auf die Heimatlosen. Jetzt laufen sie. Stundenlang. Bis sie ihre Beine nicht mehr spüren. Es ist tiefste, einsamste Nacht. Als sie nach Tagen in Deutschland ankommen, sind Nizaqetes blau-weiße Sandalen aufgeweicht und sie friert. Schließlich landet die Familie in Oberhausen in einem Asylbewerberwohnheim. „Wenn man das Licht in der Küche angemacht hat, sind die Kakerlaken auf der Wand in alle Richtungen gelaufen.“ Die Bislimis sind bitterarm, tragen Kleider aus der Caritas-Kleidersammlung, holen sich Möbel vom Sperrmüll. ,,Aber meine Eltern wussten, dass wir hier sicher sind vor Verfolgung. Sie wollten ein besseres Leben für ihre Kinder.“ Der Weg dahin ist beschwerlich.

Täglich drohte die Abschiebung

Die Familie ist permanent von Abschiebung bedroht. Über 13 Jahre lang müssen sie ihre Duldung alle drei Monate beim Ausländeramt verlängern lassen. Während dieser Zeit reift in Nizaqete Bislimi der Entschluss, Rechtsanwältin zu werden. „Ich wollte die Gesetze verstehen. Ich wollte wissen, was die Behörden tun können und dürfen und was nicht.“

Problemhäuser

Die DOGEWO21 erwirbt in der Nordstadt ein Problemimmobilien. Am Mittwoch, 23. Januar 2013, zeigt Klaus Graniki (Geschäftsführer) der Öffentlichkeit das Problemhaus an der Bornstraße 125.Foto: Franz Luthe/WAZ Fotopool
Die DOGEWO21 erwirbt in der Nordstadt ein Problemimmobilien. Am Mittwoch, 23. Januar 2013, zeigt Klaus Graniki (Geschäftsführer) der Öffentlichkeit das Problemhaus an der Bornstraße 125.Foto: Franz Luthe/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
Die DOGEWO21 erwirbt in der Nordstadt ein Problemimmobilien. Am Mittwoch, 23. Januar 2013, zeigt Klaus Graniki (Geschäftsführer) der Öffentlichkeit das Problemhaus an der Bornstraße 125. OB Ulrich Sierau und Sozialdezernentin Birgit Zoerner schauen sich den Müll und die Altmöbel in einer Wohnung an.Foto: Franz Luthe/WAZ Fotopool
Die DOGEWO21 erwirbt in der Nordstadt ein Problemimmobilien. Am Mittwoch, 23. Januar 2013, zeigt Klaus Graniki (Geschäftsführer) der Öffentlichkeit das Problemhaus an der Bornstraße 125. OB Ulrich Sierau und Sozialdezernentin Birgit Zoerner schauen sich den Müll und die Altmöbel in einer Wohnung an.Foto: Franz Luthe/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool
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Bislimi kämpft – auch gegen die Behörden. Sie macht Abitur und stellt sich bei der Uni Bochum vor. Die unerschrockene Frau will Jura studieren, obwohl sie täglich abgeschoben werden kann und keine Aufenthaltserlaubnis hat. Die Uni stimmt zu. So einen Fall hatte sie noch nicht. Nizaqete Bislimi klagt und erhält 2006 aus humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis. Nach 13 Jahren.

„Ich hatte einen starken Willen. Aber vor allem hatte meine Familie Unterstützung von netten Deutschen“, sagt die Essenerin. Menschen, die dafür sorgten, dass die Flüchtlingskinder die Schule besuchen und nachmittags mit anderen Kindern spielen konnten. Menschen, die die junge Nizaqete bestärkten, zu studieren. „Ohne sie hätten wir es nicht geschafft.“

Nicht mal Zugang zu Wasser

Heute ist Nizaqete Bislimi erfolgreiche, auf Ausländerrecht spezialisierte Anwältin. Und zwar in jener Essener Kanzlei, in der sie und ihre Familie vor Jahren um Rechtsbeistand baten. „Wenn heute von Zigeunern die Rede ist, dann geht es um Dreck und Kriminalität“, sagt sie zur aktuellen Debatte. Sie kennt die Bilder von vermüllten Häusern, in denen Sinti und Roma leben. „Das sind Menschen, die es gewohnt sind, schlecht behandelt zu werden. Die haben in ihrer Heimat im Dreck gelebt. Denen hat man den Zugang zu allem – selbst zu Wasser – verwehrt. Vielleicht können sie es nicht glauben, dass man ihnen was Gutes will.“

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Die Juristin rät allen, die schnelle Lösungen für das Romaproblem anbieten, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Jeder habe seine eigene Geschichte und sei in Deutschland, weil er in Rumänien oder Serbien keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben habe. „Mensch sein – nur das zählt.“