Düsseldorf. Wer Doping betreibt, soll dafür strafrechtlich verfolgt werden - das fordert nach den jüngsten Enthüllungen über systematisches Doping in Deutschland NRW-Justizminister Thomas Kutschaty. Der SPD-Politiker macht sich dafür stark, dass Dopingbetrug als Straftatbestand bewertet wird.
NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) fordert die Einführung des Straftatbestands des Dopingbetrugs. „Wer dopt, schadet nicht nur dem Sport, sondern auch ganz konkret den Mitstreitern“, sagte Kutschaty der Funke Mediengruppe. „Keiner interviewt den Vierten eines Rennens und Sponsoren findet er auch schwerer. Von einem Werbevertrag ganz zu schweigen.“
Wenn sich später herausstelle, dass unter den ersten drei Sportlern ein Dopingtäter gewesen war, werde deutlich, dass dieser dem Kollegen durch seine Tat eventuell eine ganze Karriere verbaut habe, sagte Kutschaty.
Dopingsünder sollen Schadenersatz zahlen
Auch den Sponsoren entsteht aus Sicht des NRW-Justizministers ein Schaden, da diese den Sport und keine Manipulation fördern wollten. „Deswegen fordere ich die Einführung des Straftatbestands des Dopingbetrugs, da dadurch auch gewährleistet wäre, dass der Täter dem Opfer Schadenersatz leisten müsste“, sagte Kutschaty.
Wer Doping betreibe, dürfe nicht die Früchte seiner Tat behalten dürfen. Schließlich könne es nicht richtig sein, „dass Dopingsünder in ihren Villen auf Mallorca sitzen und wir niemals erfahren, wer das Rennen in Wahrheit gewonnen hat".
Scharping erneuert Forderung nach Anti-Doping-Gesetz
Auch Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), erneuerte seine Forderung nach einem Anti-Doping-Gesetz. "Ich halte die Hilfe des Gesetzgebers für unverzichtbar, weil sie sonst mit Hilfe von Polizei und Staatsanwaltschaften nicht an die Hintermänner heran kommen", ließ Scharping über den BDR mitteilen. Doping sei nur möglich, wenn es skrupellose Mediziner, gewissenlose Geschäftemacher und andere gebe, die mitwirken. "Diese müssen genauso hart, im Zweifel auch mithilfe des Strafrechts angepackt werden."
Scharping sieht den Radsport und den BDR in einer Vorreiterrolle im Anti-Doping-Kampf. Der BDR habe bereits 2006 den Biologischen Pass eingefordert und als erster Spitzensportverband sämtliche Anti-Doping-Verfahren auf die unabhängige Schiedsgerichtsbarkeit und die NADA übertragen.
Am Montag war die vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) geförderte Studie der Berliner Humboldt Universität, die in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Universität in Münster die westdeutschen Doping-Praktiken untersucht hatte, veröffentlicht worden. (mit dpa)