Berlin. Aus Furcht vor Anschlägen wird die deutsche Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa vorübergehend geschlossen. Die deutsche Vertretung werde am Sonntag und Montag aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Samstag in Berlin. Es handle sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme. Betroffen davon sei nur die Botschaft in Sanaa.
Nach den US-Warnungen vor Terroranschlägen bleiben die Botschaften Deutschlands und Großbritanniens im Jemen am Sonntag und Montag geschlossen. Die deutsche Vertretung in Sanaa werde an den beiden Tagen aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatten die USA die vorübergehende Schließung von mehr als 20 diplomatischen Vertretungen angekündigt und vor Terroranschlägen gewarnt.
Nach Angaben des Außenamtssprechers ist die deutsche Botschaft in Sanaa bislang die einzige, für die eine Schließung vorgesehen ist. Die Reise- und Sicherheitshinweise für den Jemen seien aktuell nicht verändert worden, sagte er.
Die Bundesregierung warnt bereits seit Längerem vor Reisen in den Jemen. "Es bestehen erhebliche Risiken durch innere Konflikte, Stammesauseinandersetzungen, Massendemonstrationen und terroristische Anschläge in einzelnen Landesteilen und in der Hauptstadt Sanaa", heißt es auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes. Auch vor Entführungen wird gewarnt.
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Am Freitag hatte bereits das Außenministerium in London mitgeteilt, dass die britische Botschaft in Sanaa am Sonntag und Montag geschlossen bleibe und ein Teil des Personals abgezogen werde. Ein Sprecher sagte, die Sicherheitslage zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan in der kommenden Woche bereite den Sicherheitsbehörden Sorge.
Im Jemen ist die Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel aktiv. Die USA greifen in dem Land immer wieder mutmaßliche Al-Kaida-Extremisten mit Drohnen an.
USA warnen vor Terrorangriffen
Die US-Regierung warnte ihre Bürger am Freitag vor möglichen Terrorangriffen. Es drohten bis Ende August Anschläge des Terrornetzwerks Al-Kaida und seiner Verbündeten "vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika". Diese könnten von der Arabischen Halbinsel ausgehen, teilte das Außenministerium mit. Präsident Barack Obama habe angeordnet, "alle nötigen Maßnahmen zum Schutz der US-Bürger" zu ergreifen, hieß es aus dem Weißen Haus.
US-Generalstabschef Martin Dempsey sagte dem Fernsehsender ABC News, Ziel der möglichen Anschläge seien "die Interessen des Westens, nicht nur der USA". Es liege eine Bedrohung vor, die "spezifischer" sei als in früheren Fällen. Auch der republikanische Abgeordnete Peter King sagte, die aktuelle Bedrohung sei "spezifischer als jede andere, die ich in den vergangenen zehn Jahren gesehen habe".
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Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf US-Regierungskreise, die Warnung vor Anschlägen beruhe auf abgefangener elektronischer Kommunikation zwischen Anführern des Terrornetzwerks Al-Kaida. Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri warf den USA in einer am Freitag bekannt gewordenen Audiobotschaft ein Komplott gegen den Anfang Juli gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi vor.
Am Donnerstag hatte das US-Außenministerium erklärt, vorsichtshalber würden am Sonntag mindestens 22 diplomatische Vertretungen geschlossen bleiben. Dazu gehörten Einrichtungen in der arabischen Welt, in Afghanistan, Bangladesch und Israel. In vielen muslimischen Ländern ist Sonntag ein Werktag; das Wochenende fällt auf Freitag und Samstag.