Berlin. . Die SPD setzt auf Kanzlerin-Bashing, die Grünen auf Gesichter, die Linke auf markige Sprüche: Auf ihren Wahlplakaten gehen die Parteien vor der Bundestagswahl unterschiedliche Wege. Medienwissenschaftler wie Guido Zurstiege halten Plakate bis heute für notwendig, um Unentschiedene zu gewinnen.

Selbst in Zeiten des Internets bleiben sie für die Parteien unverzichtbar: die Wahlplakate. Jetzt hat die CDU erste Motive vorgestellt – voller glücklicher, lächelnder Bürger. SPD und Grüne haben lieber Kanzlerin Angela Merkel aufs Korn genommen – und dafür Spott geerntet. Eines haben die Plakate aller Parteien gemeinsam: Ihre Botschaften sind dürftig. Eine Plakatkritik.

Die schöne heile CDU-Welt

Die Oma strahlt die Enkelin an, das junge Paar lacht unter bunten Fahrradhelmen hervor, der Papa backt glückselig Pfannkuchen. Natürlich macht auch die Arbeit einen Mordsspaß – das suggerieren zumindest die Groß-Plakate der CDU. Viel ­Lachen, wenig Konkretes. Aber Wahlplakate sind ohnehin nur „Kurzbotschaften“, um es in den Worten von CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe zu sagen.

Stabiler Euro, solide Finanzen, gute Arbeit und Familie sind die Botschaften der Christdemokraten, die sich wohl auch die SPD auf die Plakate heften könnte. Immerhin ein kleines Plakat zeigt eine interessiert dreinblickende Kanzlerin ­inmitten von Bürgern. „Gemeinsam erfolgreich“ lautet der Slogan. Mehr als 300.000 Plakate sollen die ­Wahlhelfer nun bundesweit kleben. Bis zur Wahl sind noch zwei Plakatwellen geplant, dann mit Merkel im Großformat.

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Die SPD klebt Merkel

Ja wo ist er denn? Nicht zu sehen. In der ersten Runde hat die SPD Großplakate ohne ihren Spitzenmann Peer Steinbrück präsentiert. Dessen Konterfei soll erst in der 2. Runde ab dem 24. August großflächig zu ­sehen sein. Stattdessen arbeitet sich die SPD plakativ an der Koalition ab. Etwa mit der Regierungschefin, die in ihrer Handtasche kramt: „Privatsphäre – Neuland für Merkel?“ Für die Motive gab es kräftig Hohn.

SPD-Plakate mit der Kanzlerin – „das zeugt von Respekt“, spottet CDU-Mann Gröhe nun. Die SPD arbeite daran, das Ergebnistief von 2009 noch zu unterbieten, ätzte FDP-Amtskollege Patrick Döring. Sogar SPD-Abgeordnete moserten über die vermurkste Anti-Merkel-Kampagne.

Auch bei ihren anderen Motiven bewiesen die Sozialdemokraten ­keine glückliche Hand. Eines zeigt Gebäudereiniger, die für den gesetzlichen Mindestlohn werben. Nun ist der Verband der Gebäudereiniger sauer. Die SPD habe sich die falsche Berufsgruppe ausgesucht, denn die Branche habe doch bereits einen Mindestlohn. Zu allem Überdruss sind mehrere Wahlkreiskandidaten mit Plakaten baden gegangen. Die Papptafeln waren nicht wetterfest und müssen ausgetauscht werden.

FDP ohne Schnickschnack

Die Liberalen setzen auf einen siegessicher lachenden Rainer Brüderle in Großformat: „Damit Deutschland stark bleibt.“ Dazu gibt es kleine Plakate mit dem Spitzenpersonal oder blau-gelbe Thementafeln ohne Schnickschnack, aber mit klaren Botschaften: Sei es „Gymnasium ­erhalten“ oder „Die Mitte entlasten“. Wie bei der CDU ist auch bei der FDP die Plakat-Welt wunderbar: Das Rentnerpaar strahlt, weil sein Geld sicher ist. Der Handwerker blickt hoffnungsvoll nach oben, weil der Aufschwung anhält.

Grüne schießen Giftpfeile ab

Mit Giftpfeilen gegen Schwarz-Gelb sind die Grünen gestartet. ­Sieben Schwarz-Weiß-Plakate mit dem Koalitionspersonal, dazu Sprüche, die zwischen humorvoll und unverständlich schwanken. Ein Plakat zeigt Merkel und Finanzminister Schäuble. Darunter: „Ich finde das DU in CDU nicht“. Verstanden?

Andere Plakate sind bunter, ­zeigen Kinder und Ältere, die sich um faire Mieten, Löhne oder Kita-Plätze sorgen. Allerdings wird in der grünen Welt weniger gelacht. Dafür sorgt sich ein Knirps um die Staatsschulden. Immerhin hat die Partei auch je ein Plakat für die Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin reserviert.

Die Linke zeigt Köpfe

Im Gegensatz zur SPD zeigt die ­Linke ihre eigenen Köpfe im Wahlkampf. Gregor Gysi, Sahra Wagenknecht und der Rest des großen und weitgehend unbekannten Kompetenzteams lächeln auf Porträtbildern von Laternenmasten und Litfaßsäulen. Das sieht seriös aus, ist aber ebenso unspektakulär, wie es die Themenplakate sind: Da steht: „Teilen macht Spaß: Steuermillionäre“. Kreativität? Fehlanzeige!