Fort Meade. In den USA läuft die Suche nach einem Strafmaß für Bradley Manning. Dabei kommen entlastende Argumente aus einer überraschenden Quelle. Ein Zeuge der Anklage musste zugeben, dass die Veröffentlichungen des Wikileaks-Informanten keine Menschenleben gekostet haben. Die Beratungen werden wohl noch länger dauern.

Ausgerechnet ein Zeuge der Anklage hat dem von einem US-Militärgericht schuldig gesprochenen Wikileaks-Informanten Bradley Manning wertvolle Argumente zu seiner Verteidigung geliefert. Keine der Personen, die in den von Manning weitergespielten Geheimdokumenten zum Afghanistankrieg erwähnt sind, sei infolge deren illegaler Veröffentlichung getötet worden, räumte der frühere Brigadegeneral Robert Carr zu Beginn der Beratungen über das Strafmaß ein.

Der Geheimdienstspezialist hatte die internen Ermittlungen der US-Spionageabwehr zu dem Fall geleitet. Carr zufolge könnten die Unterlagen aber Feinden der USA nützlich sein.

Beratungen über das Strafmaß könnten langwierig werden

Derweil ließ die Staatsanwaltschaft keinen Zweifel aufkommen, dass sie weiterhin die Höchststrafe von 136 Jahren Haft für Manning anstrebt. Militärankläger Ashden Fein erneuerte zudem seine Forderung, dass der 25-Jährige unehrenhaft aus den Streitkräften entlassen und zu einer Geldstrafe verurteilt werden sollte.

Angesichts zahlreicher Zeugen aufseiten der Anklage und Verteidigung könnten sich die Beratungen über das Strafmaß noch einen Monat hinziehen.

Manning war am Dienstag von dem US-Militärgericht in Fort Meade in 20 von 22 Anklagepunkten für schuldig befunden worden, darunter mehrerer Verstöße gegen das Spionage-Gesetz von 1917, des Diebstahls von Dokumenten der Streitkräfte, der illegalen Übermittlung von 250.000 vertraulichen Diplomatendepeschen und des Verstoßes gegen interne Regeln des Militärs.

Vom besonders schwerwiegenden Vorwurf der Feindesunterstützung, für den die Todesstrafe verhängt werden kann, wurde er freigesprochen. Auf die verbleibenden Anklagepunkte steht zwar weder der Tod noch lebenslange Haft, insgesamt kann Manning aber zu 136 Jahren Gefängnis verurteilt werden. (afp)